JOACHIM RINGELNATZ: "GEHEIMES KINDER-SPIEL-BUCH"

Der große Meister des absurden Nonsens war auch ein abgefeimter Kinderverderber mit pädagogischem Weiblick: Joachim Ringelnatz (1883-1934) stiftete mit "Geheimes Kinder-Spiel-Buch" einst die braven Kleinen zu allerlei Schabernack an.

In einer wunderschönen Neuausgabe sind die subversiven Spielanleitungen und die spinnerten Gedichte voller skurrilen Hintersinns von den preisgekrönten Illustratoren Aljosche Blau, Norman Junge, Isabel Pin, Michael Sowa und Katja Wehner fast so witzig und verquer bebildert worden, wie die Originaltexte klingen, und es entstand eine kongeniale Einheit, die von Grundschülern bis zu Großeltern begeistern dürfte.

Letztere aber nur unter Vorbehalt, denn dieses Buch sollten die jüngeren auf jeden Fall nur unter Aufsicht zu sehen bekommen, sonst droht Ungemach! Schließlich stiftet Ringelnatz zu Unfug und Auflehnung an und manche der von ihm erfundenen Spiele sind entweder abträglich für den Hausrat und den häuslichen Frieden oder auch einfach nur garstig bis eklig wie die dezent angereicherten "Himmelsklöße".

All das erscheint, als übe der Dichter als großes Kind genüsslich späte Rache an allen gestrengen Erziehungspflichtigen. Und doch ist ihm auf raffinierte Weise auch etwas Positives gelungen – er nimmt dem Verbotenen den Reiz, es zu tun. Wenn es denn klappt. Oder man muss den Titel als Erwachsener einfach wörtlich nehmen und das Buch wirklich geheim halten....