ISABEL ABEDI: "IMAGO - DIE GEHEIME REISE"

Isabel Abedi hat sich einen Namen gemacht mit Kinder- und Bilderbüchern. Mit "Imago – Die geheime Reise" aber legt sie erstmals ein Jugendbuch vor und es sei vorweg gesagt: ein ganz und gar großartiges, das auch Erwachsene bis zur letzten Zeile verschlingen werden.

Im Mittelpunkt steht die 13-jährige Wanja, die darunter leidet, dass sie ihren Vater nicht kennt. Mutter und Großmutter wehren jede Frage nach ihm garstig ab und einziger Trost ist Kater Schröder. Da erhält Wanja eine mysteriöse Einladung zu einer Ausstellung namens "Vaterbilder". Niemand sonst kann die Einladung sehen und den Raum mit der roten Tür gibt es in dem Museum eigentlich gar nicht. Dahinter ist ein Gemäldesaal und Wanja ist nicht allein, auch andere Jugendliche mit Vaterproblemen dürfen sich dort das Bild aussuchen, das sie "angeht".

Wanja berührt ihres und wird durch magische Kräfte in das Bild von Taro, dem Akrobaten, hineingezogen. Überraschend wird auch ihr etwas älterer Schulkamerad Mischa, der sehr unter seinem widerlichen Vater leidet, in dasselbe Bild gezogen. Beide landen im Zirkus Anima an einem Ort namens Imago und erleben dort verwirrende Abenteuer, doch müssen sie beim dritten Schlag eines Gongs zurück in die reale Welt, sonst nehmen sie Schaden. Immer wieder kommen die Einladungen und Taro scheint so etwas wie der Vater zu sein, den Wanja so sehr vermisst.

Bei jedem Besuch wächst zugleich eine heimtückische Gefahr, denn ein riesiger schwarzer Vogel, der alle Farben frisst, bedroht Taro und greift immer dreister an. Allerdings türmen sich auch in der realen Welt für Wanja wie für Mischa die Probleme, in Imago aber müssen sie schließlich sogar mit allem Mut gegen übermächtige unheimliche Kräfte kämpfen. Ob Wanja ihren Vater finden wird und was Imago für Mischa bedeutet, soll hier allerdings nicht verraten werden.

Jedenfalls versteht es die Autorin, mit hervorragend gezeichneten Charakteren und einer raffinierten Dramaturgie eine unentrinnbare Sogwirkung aufzubauen. Das ernste Thema der Sehnsucht nach dem unbekannten Vater und damit einem Stück Identität gibt der Geschichte eine Tiefe, die berührt. Entscheidend zur hohen Qualität des Romans trägt außerdem neben der lebendigen, authentischen Sprache die souverän beherrschte, nie übertrieben wirkende Fantasie des Erzählten bei.

 

# Isabel Abedi: Imago – Die geheime Reise; 404 Seiten; Arena Verlag, Würzburg; € 13,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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