WALTER WOMACKA: "FARBE BEKENNEN"

Walter Womacka zählt gewiss zu den erfolgreichsten zeitgenössischen deutschen Malern. Wenn er dennoch zumindest in Deutschland-West eher unbekannt ist, liegt das vor allem daran, dass er am Tag 1 nach der Gründung der DDR im Oktober 1949 von Braunschweig nach Weimar zur dortigen staatlichen Kunstschule wechselte und dem neuen Staat fortan die Treue hielt.

Dass er dies konsequent und mit Überzeugung so beibehielt, davon erzählt der fast 80-Jährige in seinen Memoiren "Farbe bekennen". Sehr lebendig und aufschlussreich schreibt er von seiner unbeschwerten Jugend, bis er mit 17 eingezogen wurde. Schon seine Eltern hatten sein künstlerisches Talent unterstützt und auch im sozialistischen Staat konnte er seinen eigenständigen Stil zu einem umfangreichen und sehr facettenreichen Werk umsetzen.

Womacka prägte das Erscheinungsbild der DDR mit – noch heute zeugen in Berlin zahlreiche Arbeiten wie der Wandfries am Haus des Lehrers oder der Brunnen auf dem Alexanderplatz davon – als Künstler aber auch als Rektor der Kunstschule Weißensee oder als Vizepräsident des Verbandes Bildender Künstler. Sein Schaffen gefiel eben auch höchsten Würdenträgern, doch den Vorwurf der Auftrags- oder Staatskunst widerlegt er als scheinheilig: man denke nur an die "Mona Lisa" oder die Fresken der Sixtinischen Kapelle, wo zum Beispiel Päpste die Auftraggeber waren....

Sein berühmtestes Bild stammt von 1962 und dieses "Paar am Strand" war ein internationaler Erfolg. Ohnehin gehörte der Künstler zu den Privilegierten des Landes, was nicht zuletzt die zahlreichen Reisen auch ins westliche Ausland beweisen. Doch Womacka steht zu seinem untergegangenen Staat und bekennt: "Nach meiner Erfahrung lebt es sich in der Diktatur des Geldes ungleich miserabler als in der Diktatur des Proletariats." Und er würde das meiste, was er tat, wieder tun.

Nicht viele Persönlichkeiten der 40 Jahre DDR würden das von sich sagen und schon gar nicht, wenn sie Kulturschaffende waren. Womacka überzeugt so nicht nur durch sein hochkarätiges Schaffen sondern auch durch Charakter. Das und diese ungekünstelt geschilderte Innenansicht aus dem kulturellen Leben des real existierenden Sozialismus machen den besonderen Charme dieser interessanten Künstlerbiographie aus.

 

# Walter Womacka: Farbe bekennen. Erinnerungen eines Malers; 319 Seiten, div. Abb.; Das Neue Berlin, Berlin; € 19,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

Dieses Buch bei Amazon.de bestellen.


Kennziffer: Bio 167 - © Wolfgang A. Niemann - www.Buchrezensionen-Online.de