MAEVE CARELS: "DAS AMULETT DES TOTEN"

Mit "Wintereinbruch" stellte Maeve Carels den ungewöhnlichen Kriminaloberkommissar Johannes Papinga vor, der in Jever, der beschaulichen kleinen Heimatstadt der Autorin tätig ist. Mit dem neuen Fall, bei dem "Das Amulett des Toten" – so der Titel – eine zentrale Rolle spielt, fesselt sie den Leser noch intensiver mit einem raffinierten Handlungsgeflecht und hervorragend gezeichneten Charakteren.

Es beginnt mit einem unerklärlichen Autounfall, bei dem ein junges Paar stirbt. Zum Fall wird das jedoch erst, als man in dem Wrack ein Amulett findet, das Gerhard Wachtenbrink gehörte, einem Außenseiter, der seit fünf Jahren verschwunden ist. Sein Psychiater sieht sich in seiner Annahme bestätigt, dass sein Patient tot ist, denn freiwillig hätte er das seltsame Kreuz niemals abgelegt. Für Papinga beginnen Ermittlungen, die höchst unergiebig erscheinen, zumal sie ihn mit einigen recht verqueren Leuten zusammenbringen.

Die seltsamen Beziehungen der Eltern der Unfallopfer untereinander erweisen sich mehr als Hemmnis, als dass sie hülfen. Vielmehr erinnern sie den jungen eigenbrötlerischen Ermittler an Gespenster aus der eigenen Vergangenheit, denn er war einst selbst ein Opfer. Zugleich pflegt Papinga, der trotz seiner beruflichen Qualitäten unter den Kollegen eher als Sonderling gilt, ein den meisten nicht bekanntes ungewöhnliches Hobby, das für sein seelisches Gleichgewicht von großer Bedeutung ist: er tritt als Stepptänzer John Percival geschminkt und im Paillettendress auf.

Wieso die Einstudierung von "Romeo und Julia" als Tanzstück und seine enge Freundschaft mit Max, dem Pastor, diesmal sogar eine unmittelbare Rolle für das weitere dramatische Geschehen spielen, soll hier nicht verraten werden. Jedenfalls überzeugt auch diesmal die ebenso spannende wie psychologisch exzellent gesponnene Anlage des Romans mit seiner klaren, fast lakonischen Sprache und dem zuweilen bissigen Humor gerade auch dieses Kriminalisten mit den speziellen Macken.

Das macht Appetit auf den bereits in Arbeit befindlichen dritten Fall, außerdem wären Johannes Papinga und diesem sympathischen Kleinstadt-Kosmos unbedingt eine adäquate Verfilmung als ein wirklich etwas anderer Krimi zu wünschen.

 

# Maeve Carels: Das Amulett des Toten; 256 Seiten; Rowohlt Taschenbuch, Reinbek; € 7,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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