MICHAEL CRICHTON: "WELT IN ANGST"

Michael Crichton hat in seinen Thrillern immer gern provoziert und auch sein jüngster Roman "Welt in Angst" könnte Crichton-Fans begeistern. Vorausgesetzt, sie stören sich nicht daran, dass der US-Erfolgsautor diesmal eine geballte Ladung Propaganda der extrem 'political incorrect' Art in den Mittelpunkt stellt.

Alles dreht sich um Umweltschützer, die nichts als Ideologen sind, wissenschaftliche Daten zu ihrem Nutzen umlügen und im Übrigen zum Öko-Terrorismus greifen, damit die unwissende Welt an die Bedrohungen durch Klimawechsel und dergleichen glaubt. Die Provokation Crichtons beginnt schon mit dem Namen der Umweltschützer-Organisation, die unschwer als Greenpeace-Pendant zu erkennen ist und hier NERF heißt – auch in unserer Sprache klar als negativ belegter Begriff aufzufassen.

NERF (National Environment Resource Fund) braucht Geld und will eine anberaumte Klimakonferenz mit einem fiktiven Prozess der Südeseeinsel Vanutu gegen die Umweltschutzbehörden der USA verbinden. Um die Welt nun von den real drohenden Menetekeln zu überzeugen, planen die angeschlossenen Öko-Terroristen die Auslösung von Naturkatastrophen der Sonderklasse bis hin zu technisch aktivierten Tsunamis. Natürlich geht es dabei ausgesprochen rabiat zu zwischen den Guten und Bösen und Öko-Geldgeber Morton kommt nicht als einziger um.

Wie gut, dass es den edlen John Kenner gibt, der als Alter ego des Autors die Welt vor größerem Schaden rettet. Schließlich ist dieser Held nicht nur CIA-Agent sondern auch noch Professor einer Elite-Universität mit dem entscheidenden Fachwissen. Oder sollte man eher von Besserwisserei reden, wenn es mittendrin in einem der vielen einfach formulierten Postulaten heißt: "Die Gefahr der globalen Erwärmung ist praktisch nicht existent. Und selbst wenn sie ein reales Phänomen wäre, wäre sie wahrscheinlich unterm Strich für den größten Teil der Welt von Vorteil." Wer es noch nicht wusste, der weiß es nun: man darf den Verlautbarungen der Umweltschützer nicht glauben, weil sie davon leben, die Welt in Angst zu halten.

Und falls trotz aller Logik des Erzählten jemand an Crichtons Glaubwürdigkleit zweifeln sollte, so möge er die vielen Fußnoten und den umfangreichen Literaturanhang (in einem Thriller!) lesen. Spannend ist es schon, dieses seltsame Machwerk, und selbstverständlich muss es erlaubt sein, an wissenschaftlichen Erkenntnissen und Fakten zu zweifeln. Wie das hier jedoch samt angehängten quasi-politischen Bekenntnissen des Autors zubereitet ist, dürfte es eher Lektüre ganz im Sinne eines eindimensionalen Neokonservativen wie Georg W. Bush sein. Nicht von ungefähr verteufeln viele seiner Anhänger auch die Thesen eines gewissen Charles Darwin....

 

 

# Michael Crichton: Welt in Angst (aus dem Amerikanischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann); 605 Seiten; Karl Blessing Verlag, München; € 24,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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