CHRISTINE GRÄN: "MARX, MY LOVE"

Anna Marx ist zurück, jene hauptstädtische Klatschkolumnistin, die schon seinerzeit in Bonn zur Unmäßigkeit neigte und ihre Nase in gefährliche Machenschaften steckte. Doch Anna, die sich in selbstkritischen Momenten als große, rothaarige, unvollkommene Schlampe bezeichnet, steht jetzt kurz vorm 50. Geburtstag. Und sie hat Stadt und Beruf gewechselt: sie lebt als lausige Privatdetektivin in Berlin.

"Marx, my Love" hat Christine Grän diese Kriminalgeschichte um die reaktivierte Heldin mit dem großen Appetit auf Essen, Alkohol und Sex genannt. Als Schnüfflerin ist sie eine ziemliche Niete und da käme dem obendrein vom Schuhtick geschwächten Budget ein Auftrag wie der von Filmproduzentin Rosamunde Stark gerade recht. Die Alpha-Frau fühlt sich von einem verkrachten Drehbuchautor verfolgt. Prompt landet Anna bei einem Bekannten dieses Herrn, einem viel zu jungen Melancholiker am Rande der Film-Glitzerwelt, im Bett, während ihre Auftraggeberin wenig filmreif ermordet wird. Aufklärung täte not.

Anna Marx stolpert mit grantigem Fatalismus durch den undurchsichtigen Fall und erinnert samt den sich häufenden Todesfällen schon recht stark an den seligen Philip Marlowe. Allerdings eher an die Robert Mitchum-Variante. Lakonisch, schnoddrig und stets mit diesem mangelnden Respekt vorm Geld gerät Anna schließlich sogar mit einem gefährlichen Kriminalbeamten ins Gemenge, der auf den schönen Namen Täufer hört.

Das Alles ist zwar als Krimi fast so unvollkommen wie Anna selbst, doch weil es so schön schräg ist und voll von dieser funkelnden ironischen Bissigkeit, unterhält es ganz wunderbar. Übrigens auch männliche Leser, die hier wunderbar Frauenkunde betreiben können....

 

# Christine Grän: Marx, my Love; 255 Seiten; C. Bertelsmann, München; € 19,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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