HOLLMANN/TESCH: "DIE KUNST DER AUGENTÄUSCHUNG"

Schon in der Antike gab es geschickte Maler, die sich darauf verstanden, Dinge so absolut täuschend echt darzustellen, dass man danach greifen wollte. In fast allen Kunst-Epochen findet man Beispiele dieser Kunst, für die um 1800 der Begriff des 'Trompe-l'oeil' aufkam, die Täuschung des Auges. "Die Kunst der Augentäuschung" haben Eckhard Hollmann und Jürgen Tesch auch ihren exquisiten Textbildband überschrieben, der einen Querschnitt dieser Kunst bis in die Gegenwart darlegt.

Es wird offenbar, dass hohe Kunstfertigkeit vonnöten ist, um mit Relief und Tiefe das Dreidimensionale so ins Zweidimensionale zu übertragen, dass es dem arglosen Betrachter als 'echt' erscheinen muss. Also Betrug durch Malerei? Foppen ist wohl eher das treffende Wort und selbst weniger Kunstsinnige lassen sich durch gewiefte Überlistungen des Auges faszinieren. Die Autoren führen vor allem die Zeit von Renaissance und Barock als hohe Zeit des Trompe-l'oeil vor, als durch perfekte räumliche Illusionen ganze Wände verschoben, prächtige Aussichten aus vorgeblichen Fenstern vorgegaukelt oder Tiere und Menschen in Szenerien hineinerfunden wurden.

Immer neue Raffinessen verblüffen, wobei Gemälde in Gemälden oder vermeintlich aufgespießte Zettel besonders beliebt waren. Zu etlichen Beispielen werden auch Detailausschnitte gezeigt, die den Umfang der aufgewandten Kunstfertigkeit zusätzlich belegen. Doch selbst ganze Gebäude wurden in der Neuzeit 'verwandelt', wogegen neben diesen naturalistischen Zauberwelten die Schein- und Trugwelten eines René Magritte mit sehr ähnlichen Tricks eine ganz andere Art der Augentäuschung hervorrufen: hier ist offensichtlich, dass das Abgebildete nicht echt sein kann und dennoch gaukelt es etwas real Erscheinendes vor.

Die Autoren haben ein wahrhaft vergnügliches Kompendium der besonders raffinierten Malerei – zuzüglich einiger berühmter Beispiele aus der Bildhauerei – zusammengestellt und auch für den interessierten Laien fesselnd erläutert. Eine wunderbare Lektüre für alle Kunstfreunde zum mehr als einmal genießen.

 

# Eckhard Hollmann/Jürgen Tesch: Die Kunst der Augentäuschung; 97 Seiten, div. Abb., Großformat; Prestel Verlag, München; € 24,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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