LOTHAR SCHRÖDER: "LITPARADE"

Ein Kanon der 100 besten Jugendbücher? So richtig mit Bildungsauftrag und verordneter Qualitätsanforderung? Nein, genau diesen bierernsten Oberlehrerton hat Lothar Schröder bei "Litparade – Die 100 besten Jugendbücher" erfolgreich vermieden. Wohltuend undogmatisch legt er eine Auswahl vor, die durchaus subjektiv ist, ohne dabei die wesentlichsten Klassiker beiseite zu lassen.

Zwei Seiten aufschlussreicher Beschreibung gönnt er jedem der von ihm selbst mit spürbarer Begeisterung gelesenen Bücher, damit der junge Leser ab zehn Jahre (oder der, den man dazu verführen möchte!) erfährt, worum es geht, warum das spannend sein soll und für wen in etwa das interessant sein könnte. Wenn er da mit Peter Härtlings "Oma" gleich zu Beginn klarstellt, dass das eben nicht der befürchtete Oma-Enkel-Schmus ist, erkennt man bereits die von ihm eingeschlagene Richtung: Appetit erwecken, einladen zur Erkundungsreise in die bunte Welt der Literatur.

Natürlich gehören dazu all die Klassiker von "Gullivers Reisen" über "Huckleberry Finn" und "Der kleine Prinz" bis zu hochaktuellen Titeln wie "Harry Potter". Während deutsche Autoren von Erich Kästner bis Michael Ende und dem "Räuber Hotzenplotz" gut vertreten sind, belegen die großen skandinavischen Namen von Astrid Lindgren über Jostein Gaarder bis zum vielgepriesenen Mats Wahl schon rein zahlenmäßig Spitzenplätze.

Spannendes, Verrücktes und viel Lustiges empfiehlt Schröder, doch auch ernste Töne fehlen nicht, wenn er zum Beispiel mit Judith Kerrs "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl" düstere Kapitel der Vergangenheit streift. Und auch bei Leonie Ossowskis "Die große Flatter" gibt es Mitreißendes, das von den realen Schattenseiten des Lebens erzählt. Lothar Schröder, als Autor und Buchkritiker gleichermaßen renommiert, gibt zwischendurch wertvolle Tipps, so zum Beispiel, warum es reizvoll kann, ein Buch ein zweites Mal zu lesen.

Und schließlich erklärt der Fachmann, was es mit dem Begriff "Schmökern" auf sich hat. Genau das ist es nämlich, wozu er mit diesen gelungenen Appetithäppchen anregen will. Dafür hat er den absolut richtigen Ton getroffen und wenn er in gleich sieben Vorworten betont, dass man nicht alle der 100 Bücher unbedingt gelesen haben muss, so merkt man schon, dass er es toll fände, wenn es doch so wäre....

 

# Lothar Schröder: Litparade – die 100 besten Jugendbücher; 240 Seiten; Droste Verlag, Düsseldorf; € 12,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

 

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