M. und U. TWORUSCHKA: "HEILIGE STÄTTEN"

Ebenso erhellend wie fesselnd haben die Religionswissenschaftler Monika und Udo Tworuschka ihre jüngste Buchveröffentlichung zusammengestellt. "Heilige Stätten" ist der opulent aufgemachten Textbildband überschrieben und der Untertitel "Die bedeutendsten Pilgerziele der Weltreligionen" weist den Weg zum Inhalt.

Die Autoren widmen sich den großen lebenden Weltreligionen sowie zwei kleineren Religionstraditionen, erläutern aber zunächst das Wesen des 'Heiligen Raumes', der im allgemeinen als Synagoge, Kirche, Moschee oder Tempel auch und vor allem eine Gebetsstätte ist. Außer bei den Hindus, die keine kollektiven Gottesdienste kennen. Heilige Stätten sind für die Gläubigen quasi das jeweilige Zentrum der Welt, in früheren Zeiten also durchaus auch ein Berg (Sinai, Olymp) oder Stufenpyramiden wie bei Azteken und Maya.

Die Einzelkapitel beginnen mit dem Judentum und wie bei den folgenden Religionen werden Entstehung, Glaubensinhalte und Strömungen vorweg beschrieben. Hinzu kommen wichtige Feste, Gebräuche und schließlich die heiligsten Stätten. Da gilt den ganz strenggläubigen Juden gar das ganze Land Israel als heilig. Wie im Christentum, der am verbreitetsten Weltreligion, gibt es eine Vielzahl bedeutender Stätten mit solch herausragenden wie der Grabeskirche auf dem Berg Golgatha oder dem Petersdom in Rom. Im fast gleich stark verbreiteten Islam gibt es eine zentralere Ausrichtung mit dem Hauptheiligtum der Kaaba in der heiligen Stadt Mekka, der nur noch Medina und Jerusalem gleichkommen.

Im großen Unterschied dazu kennt der Hinduismus entsprechend seiner Entstehungsgeschichte kaum derartig zentrale Stätten, denn er ist innerhalb von 4000 Jahren aus verschiedenen Traditionen zusammengewachsen und die große Vielfalt bringt sogar gegensätzliche Riten mit sich. Der bedeutsamste Pilgerort ist hier die Stadt Varanasi (Benares) mit den rituellen Bädern im heiligen Fluss, dem Ganges. Eine Vielzahl heiliger Stätten bestimmt auch den Buddhismus. Hier gelten zumeist Klöster als Heilige Stätten, am heiligsten jedoch sind die Orte Lumbini und Kusimara, Geburts- und Sterbeort von Religionsstifter Siddharta Gautama.

Beleuchtet werden zudem der Sikkhismus, um 1500 in Indien aus hinduistischen und islamistischen Wurzeln hervorgegangen mit dem zentralen Goldenen Tempel von Amritsar sowie der erst vor 150 Jahren aus dem Islam erwachsene Bahaiismus mit den heiligen Städten Akka und Haifa. Dargestellt werden außerdem immanente Glaubensgrundsätze und Pilgerer schildern Reisen zu den heiligen Stätten. Illustriert mit eindrucksvollen Farbfotos, gibt dieser Band insgesamt einen exzellenten Überblick über die Weltreligionen und die Zentren ihres Glaubens.

 

# Monika u. Udo Tworuschka: Heilige Stätten. Die bedeutendsten Pilgerziele der Weltreligionen; 143 Seiten, div. Abb, Großformat; Primus Verlag, Darmstadt; € 34,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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