HANNS-JOSEF ORTHEIL: "DIE WEISSEN INSELN DER ZEIT"

Von den Orten seines Lebens, von fesselnden Lektüren und seinen Verzauberungen durch Bilder und Klänge erzählt Hanns-Josef Ortheil in seinem jüngsten Buch "Die weißen Inseln der Zeit". Durchweg autobiographisch sind diese Reflektionen, Geschichten, Essays des vielfach preisgekrönten Autors, und viele von ihnen wurden ursprünglich und teils in anderen Fassungen in namhaften Zeitungen veröffentlicht.

Da sind bewegende Schilderungen seiner jungen Jahre, die davon erzählen, wie er im Bewusstsein aufwuchs, dass seine vier vor ihm geborenen und gestorbenen vier Brüder gewissermaßen in ihrem weiterlebten. Es war im Übrigen eine fernsehlose Kindheit mit ganz anderen als den heutigen prägenden Eindrücken. Und es folgt eine liebevolle Kölner Heimatkunde der gehobenen Art. Doch auch die abgebrochene Pianistenkarriere und die Anfänge des Schriftstellerdaseins vermögen nicht zuletzt dank Ortheils Sprachästhetik und dieser ebenso eleganten wie treffsicheren Diktion zu faszinieren.

Er versteht den Zauber der Gemälde und Skulpturen nachempfinden zu lassen, den er bei ihrer Bewunderung erlebt hat. Zugleich ist Ortheil ein begnadeter Schilderer fremder Orte, sei es Venedig, sei es Rom oder so manche fremde Landschaft. Zu den schönsten Passagen dieser "Lektüren. Orte. Bilder" – so der Untertitel – zählt die wunderbare Abhandlung über Heinrich Bölls Kriegsjahre.

Ortheil lässt den Leser erahnen, wie er zu einem der stilvollsten Literaten und Romanciers unserer Zeit werden konnte, der auch die kleinen Wunder des alltäglichen Lebens in literarische Formen von Stil und Niveau zu gießen vermag. Ein Genuss für anspruchsvolle Leser.

 

# Hanns-Josef Ortheil: Die weißen Inseln der Zeit. Lektüren – Orte – Bilder; 317 Seiten, div. Abb.; Luchterhand Literaturverlag, München; € 19,50

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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