HORST HERRMANN: "DIE FOLTER"

Es ist ein erschreckender Spiegel menschlicher Grausamkeit, den der renommierte Soziologie-Professor Horst Herrmann jetzt mit seinem Sachbuch "Die Folter. Eine Enzyklopädie des Grauens" vorlegt. Ohne jede Effekthascherei beschreibt er sachlich und knapp all die Foltermethoden und Foltergeräte aus Geschichte und Gegenwart. Für den 'normalen' Menschen eine harte Kost zu lesen, denn es ist makaber, mit welch ausufernder Fantasie Menschen seit jeher ihresgleichen auf das Widerwärtigste malträtiert haben.

Der Autor hat viele Jahre recherchiert für dieses Werk und er zitiert durchweg historische Quellen und nennt konkrete Beispiele. Es schaudert den Leser, wenn er dann erfahren muss, mit welch schrankenloser Kreativität nahezu jegliches Werkzeug eingesetzt wurde und es kaum eine Körperregion gibt, die sich nicht für erniedrigende, quälerische und auch tödlich endende Torturen 'eignet'. Hermann nennt jedoch nicht nur Beispiele von den Aufziehfoltern über die Indianischen Foltern bis hin zu Zungenfoltern und anderen Greueln, er nennt auch Echtnamen gegenwärtiger Fälle.

Finsteres Mittelalter, grausame Inquisition, als im Namen Gottes scheinheilige Schergen ihre Lüsternheit in aberwitziger Perversität austobten? Falsch: das 20. Jahrhundert war das blutigste und voyeuristischste von allen! Und das Thema ist bedrückend aktuell geblieben, man denke nur an den Kosovo, den Irak und auch konkrete Fälle aus dem EU-Anwärterland Türkei. So schmal ist der Grad zwischen Zivilation und unmenschlicher Barbarei.