D. BRONGER: "METROPOLEN, MEGASTÄDTE, GLOBAL CITIES"

Ist die Menschheit aus dem Jahrhundert der Metropolen jetzt ins Jahrhundert der Megastädte eingetreten? Ist eine Megastadt ein Synonym für kulturellen und sozialen Fortschritt? Entspricht eine Megastadt wie Lagos der von New York? Dirk Bronger, Professor für Geographie mit über 50 Fachveröffentlichungen zur Metropolisierungsforschung gibt in seinem jüngsten Buch umfassend Auskunft über die weltweite Entwicklung.

"Metropolen, Megastädte, Global Cities" heißt das Werk, das dank eines eingehenden Glossars auch für den interessierten Laien gut verständlich ist. Bronger schildert die atemberaubende Fortentwicklung der frühen Metropolen (mindestens 1 Millione Einwohner) der Neuzeit wie London, Paris und New York zu Megastädten (mindestens 5 Millionen Einwohner), die jedoch größenmäßig längst von immer mehr Riesenkomplexen in der so genannten Dritten Welt überflügelt worden sind. Er demonstriert exemplarische Urbanisierungssprünge z.B. am Wachstum von Mexico City oder der Flächennutzung von Seoul im Zeitraum 1973 bis 1996.

Doch Größe allein zählt nicht, wenngleich der Rückblick zeigt, dass schon im Altertum Metropolen immer auch Stätten der Hochkultur waren. Entscheidendes Kriterium für eine 'echte' Metropole aber ist ihre funktionale Dominanz bis hin zu Global Cities als weltweit wirkende Knotenpunkte wie New York, Tokyo, Paris und London. Die schiere Bevölkerungsexplosion ist also nicht die Garantie für tatsächlichen Aufstieg, kann vielmehr die wirtschaftliche und soziale Polarisierung sogar bis hin zu extremen Konzentrationen verschärfen.

Der Autor gibt erhellende Definitionen zum besseren Verständnis warum z.B. Stuttgart eigentlich größer als München ist und wie gewaltig der Unterschied zwischen Kernstadt und Agglomeration z.B. in Tokyo ist, nämlich im Verhältnis von 8:33 Millionen Einwohnern. Er vergleicht auch 'unechte' Megastädte wie Los Angeles oder das Ruhrgebiet und erläutert statistische Rechenweisen, nach denen angeblich bereits jeder fünfte Chinese in einer Metropole lebt.

Brongers Darstellung der Suburbanisierungsprozesse zeichnet ein ebenso faszinierendes wie beängstigendes Zukunftsbild des menschlichen Miteinanders im Zuge der allgemeinen Verstädterung. Anhand der fundierten Ausführungen ist hier ein Standardwerk zum Thema entstanden, das auch anhand seines grafischen Materials besticht. Zudem bietet es eine Fundgrube an Tabellen, deren Zahlenwerk selbst Fachleute staunen lassen wird.