DIANA PRESTON: "WURDEN TORPEDIERT, SCHICKT HILFE"

Seit neun Monaten herrschte Krieg in Europa, doch als eine Zeitungsannonce der Kaiserlich Deutschen Botschaft in Washington am 22. April 1915 vor den Gefahren durch U-Boote auch für Reisende auf Handelsschiffen in britischen Gewässern warnt, nimmt dies niemand ernst. Auch William Turner nicht, Chefkapitän der Cunard-Reederei, der am 1. Mai mit dem Luxusliner "Lusitania" nach Liverpool ablegen will. Es gibt kaum Absagen und die flotte Fahrt verläuft reibungslos bis zu jenem 7. Mai in Sichtweite Irlands.

Das deutsche U-Boot "U 20" unter Kapitänleutnant Walther Schwieger lauert dort, allerdings wäre der mit 20 Knoten fahrende Riesendampfer eigentlich viel zu schnell für ihn. Doch verhängnisvolle Kursänderungen führen ihn um 14.10 Uhr so ideal ins Fadenkreuz, dass ein einziger Torpedo reicht. Der trifft derartig unglücklich als 'Blattschuss', dass das moderne Schiff innerhalb von nur 18 Minuten untergeht. Was als "Berlins neuster Bluff" verlacht worden war, wurde zu einer der politisch folgenreichsten Tragödien, die für über 1200 Passagiere und Mannschaften tödlich endete.

Unter den Toten waren auch 128 US-Bürger, was die USA an den Rand des Kriegseintritts brachte. Nur mit größter Mühe und bei sofortigem Abbruch der U-Boot-Blockade kann das Deutsche Reich diesen abwenden. Als die Blockade 1917 auf Betreiben von Hindenburg und Ludendorff jedoch wieder ausgerufen wird, treten die Amerikaner endgültig und mitentscheidend in den Krieg ein.

Das dramatische Geschehen samt seiner Vorgeschichte und dem jahrzehntelangen Nachspiel hat die englische Historikerin Diana Preston nun mit dem hervorragend recherchierten Sachbuch "Wurden torpediert, schickt Hilfe" mit erstaunlichen Ergebnisse neu aufgearbeitet. Anhand erst jetzt entdeckten Materials in amerikanischen, britischen und deutschen Archiven gelingt ihr die überzeugende Analyse dieser Katastrophe mit Ankündigung. Schlüssig belegt sie unter anderem, dass der Vorwurf der völkerrechtswidrigen Versenkung eines unbewaffneten Passagierschiffes zutrifft.

Andererseits löst die versierte Autorin das Rätsel um jene spektakuläre zweite große Explosion nach dem Torpedotreffer, die entgegen den üblen Gerüchten über Waffentransporte technisch einwandfrei zu erklären ist. Das Alles ist ebenso authentisch wie anschaulich erzählt und kann zugleich mühelos mit jedem spannenden historischen Roman mithalten.

 

# Diana Preston: Wurden torpediert, schickt Hilfe. Der Untergang der Lusitania 1915 (aus dem Englischen von Udo Rennert und Peter Torberg); 548 Seiten, div. Abb.; DVA, München; € 24,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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