MARIO ADORF: "HIMMEL UND ERDE"

Mario Adorf, der Grandseigneur des deutschen Films, schreibt seine Autobiographie?! Nicht ganz, denn alles in "Himmel und Erde" ist zwar autobiographisch, doch der charmante Mime weist auf den Untertitel hin, der ganz bewusst "Unordentliche Erinnerungen" heißt.

Vielleicht ist gerade der ebenso lockere wie ehrliche Umgang mit den Lebenserinnerungen ein Grund dafür, dass dieses Buch ein so wunderbares Lesevergnügen geworden ist. Adorf hält sich nicht sklavisch genau an Daten und Fakten und hat durchaus den ein oder anderen Glanzpunkt seiner langen, großen Karriere ausgelassen. Zugleich spürt der Leser, dass er längst auch arriviert ist als Schriftsteller und als begnadeter Entertainer.

Ungeheuer viel Ineressantes und manch Neues erfährt man hier und das beginnt schon mit der Widmung "Für Stella" – wenig wusste man bisher über diese 1963 geborene Tochter Adorfs. Da war seine "unordentliche" Herkunft schon bekannter. 1930 wurde er in Zürich geboren, sein Vater ein anderweitig verheirateter italienischer Arzt. Da die Schweizer eine ledige ausländische Mutter nicht duldeten, zog diese mit ihrem "Bankert" zu Verwandten in die Eifel. Besonders die Episoden aus der Kindheit und Jugend Adorfs gehören dann zu den schönsten Passagen des Buches.

Wie er wegen des lückenhaften Ariernachweises der Aufnahme in die Napola entgeht und gegen Kriegsende als Pimpf vor einer SS-Karriere bewahrt wird. Und später die Flegeljahre auf dem Gymnasium, wo vor allem Pubertät und erste erotische Erfahrungen mit warmherziger Ironie geschildert werden. Gar nicht so selbstverständlich folgte der Weg zu Theater und Film, aber immerhin hat Deutschlands beliebtester Schauspieler das Bühnenhandwerk richtig studiert.

Höchst lebendig und anschaulich wird schließlich die internationale Karriere beschrieben, seien es die haarsträubenden Erfahrungen beim Remake von "Don Camillo und Peppone" (Adorf als schlagkräftiger Priester!) mit unbelehrbaren Engländern, seien es Abenteuer mit vielen internationalen Stars. Oder die Glücksmomente, wenn sein Schutzengel wie schon zu Kriegszeiten im Einsatz war wie im Sommer 1973, als er um ein Haar in Südfrankreich in den Waldbränden umgekommen wäre. Oder bei seinem Lieblingsfilm "Bomber und Paganini", wo ihn ein Fehler bei den 'special efects' beinahe zum echten Blinden gemacht hätte.

Nur ein Erinnerungsbuch, das aber gefüllt mit köstlichen Episoden aus einem bunten Schauspielerleben nach dem Motto: ein Erzkomödiant erzählt und alles ist wahr. Selbst das, was sich wie gut erfunden anhört....

 

# Mario Adorf: Himmel und Erde. Unordentliche Erinnerungen; 262 Seiten, div. Abb.; Kiepenheuer & Witsch, Köln; € 18,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

Dieses Buch bei Amazon.de bestellen.


Kennziffer: Bio 152 - © Wolfgang A. Niemann - www.Buchrezensionen-Online.de