RAINER BRAUNE: "DIE KROKODILFÄRBEREI"

So seltsam der Titel "Die Krokodilfärberei" klingt, so ungewöhnlich ist auch der Debütroman von Rainer Braune, der von Circus und Theater kommt. Es beginnt damit, dass der Lebenskünstler Gilles, der unter anderem auch Maler ist, in einem verwahrlosten Haus in der entlegenen Tulpischen Wildnis Räume für den greisen Cembalisten Quitzow für dessen Lebensabend herrichten soll.

Ich-Erzähler Gilles hat jedoch ein Problem: nebenan lebt die reizvolle Adolphine mit ihrer Schwester und einigen blinden Kindern. Nach seiner eben verflossenen Liebelei mit Emily geht er nur zu gern in den Minnedienst für die wohlriechende Adolphine und es könnte sich eine feine kleine Liebesgeschichte anbahnen in diesem erdenschweren und sehr andersartigen Roman aus einer irgendwie anderen Welt. Wenn es da nicht den Geigenlehrer Möbius gäbe, der sich als Unhold entpuppt.

Er vergeht sich an Adolphine und Gilles erfährt davon. Natürlich muss man Rache nehmen und das geschieht auf ausgesprochen drastische Weise, wie ohnehin so manches sonderlich ist und der Autor wahrhaft bizarre Charaktere ins Rennen schickt. Hatte der deftige Sex in mancherlei Variationen noch etwas verspielt Unschuldiges, so wird es bei der Endabrechnung mit dem unbelehrbaren Geigenquäler ausgesprochen heftig und da spielt dann auch jene ominöse Krokodilfärberei eine Rolle.

Manches in diesem Buch ist recht geheimnisvoll, anderes ist durchzogen von einem trockenen Humor, der fast schon kindlich naiv teils haarsträubend grausige Dinge in einer gekonnt altbackenen Sprache von skurrilem Reiz ausbreitet. Alles in dieser sehr eigenwillig verfassten Geschichte scheint nicht ganz von dieser Welt, obgleich es sich in der Gegenwart abspielt. Irgendwie ein närrischer Roman, selbst in seinen absonderlichen erotischen Begebenheiten, aber gerade das macht wohl seinen absurden Charme aus.

 

# Rainer Braune: Die Krokodilfärberei; 272 Seiten; Gustav Kiepenheuer Verlag, Berlin; € 17,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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