TONY HORWITZ: "COOK"

Am 19. April 1770 entdeckte James Cook (1728-1779) das lange gesuchte Australien, nachdem er zuvor Neuseeland erforscht und seine Mannschaft auf dem Weg dahin die verführerischen Freuden auf Tahiti genossen hatte. Als Cook im August 1768 zur ersten großen Reisen aufbrach, war ein Drittel der Weltkarte weiß, unerforscht. Als er auf seiner dritten Reise am 14. Februar 1779 auf Hawaii von Eingeborenen getötet wurde, hinterließ er ein neues Bild der Welt.

Wohl zu Recht wird er der größte Entdecker aller Zeiten genannt, doch wer war James Cook? Dieser Frage geht der US-Journalist und Pulitzer-Preisträger Tony Horwitz mit seinem opulenten Buch "Cook. Die Entdeckung eines Entdeckers" nach und dies auf eine recht ungewöhnliche Weise: zur Auswertung umfangreicher Quellen wie Cooks Logbüchern und diverser Tagebücher von Mannschaftsmitgliedern fügte er reichhaltige eigene Erkenntnisse bei, indem er die Stationen der drei großen Reisen selbst abfuhr und vor Ort recherchierte.

Cooks Karriere war für den Sohn eines Tagelöhners eher unwahrscheinlich und sie begann, indem er mit 18 floh und zur See ging. Ehrgeiz und Disziplin sowie außerordentliche Fähigkeiten in Mathematik und Nautik schufen die Voraussetzungen für höhrere Aufgaben. Dennoch war es eine überraschende Wahl der Admiralität, als die Royal Society die Erforschung des Südpazifik in Auftrag gab. Doch der Leutnant hatte sich über Jahre große Verdienste bei der Vermessung der kanadischen Küste erworben. Und Cook erwies sich als ein wirklicher Pionier auf Reisen, der wagemutig war, zugleich aber nüchtern und faktenorientiert mit der Sorgfalt eines Wissenschaftlers vorging. So begleiteten ihn auf der ersten Reise auch Zeichner, Astronomen, Naturforscher und der mit seinen auch im Allgemeinen sehr ausführlichen Aufzeichnungen so wichtige Botaniker Joseph Banks.

Beschrieben werden all die Entdeckungen neuer Inseln und Meeresstraßen und es entsteht ein höchst lebendiges Bild der knochenharten Bedingungen, unten denen sie geschahen. Gleichwohl bleibt die zentrale Figur James Cook vage, denn der akribische Log- und Tagebuchschreiber schildert zwar vieles, nur von seinem Denken und Fühlen erfährt man fast nichts. Hinzu kommt, dass die letzten Aufzeichnungen vor seinem Tod verschwunden sind, warum auch immer. Auch Horwitz ist somit auf Vermutungen angewiesen über den Verfall Cooks auf der letzten Reise, die einher ging mit schweren Gesundheitsproblmene und einem unerklärlichen Verlust der Kontrolle über Urteilsfähigkeit, Launen und sogar über die Mannschaft.

Der Autor mutmaßt sicher nicht unbegründet, dass eine gravierende Desillusion mitursächlich war, als der aufrechte Cook erkennen musste, dass die Entdecker den Einheimischen die Übel der europäischen Zivilisation wie Krankheiten, Gier und Prostitution beschert hatten.

So ist dieses Werk keine klassische Biographie und selbst das Rätsel um seinen tragischen Tod auf Hawaii wird nicht wirklich gelöst. Gleichwohl fesselt es sowohl als gut recherchiertes Sachbuch wie auch als unterhaltsam aufklärender Reisebericht. Dem großen Entdecker wird der verdiente Ruhm nicht bestritten, zugleich wird seine ebenso charismatische wie schwierige Persönlichkeit um einiges erkennbarer gemacht.

 

# Tony Horwitz: Cook. Die Entdeckung eines Entdeckers (aus dem Amerikanischen von Heike Steffen); 704 Seiten; marebuchverlag, Hamburg; € 29,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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