P. KÖHLER (Hrsg): "DONNERWETTER! DA HAB' ICH MICH..."

Nach "Geh mir aus der Sonne!", den Anekdoten über Philosophen und andere Denker, gibt es nun einen Band der schönsten Dichteranekdoten. Und wer sonst, als all die Schriftsteller und sonstigen Literaturtreibenden, könnte derartig amüsant, geistreich, hintergründig oder gar nicht selten schlicht arrogant Kuriosa aus dem realen Leben für den anspruchsvollen Genießer beisteuern.

"Donnerwetter! Da hab' ich mich umsonst besoffen" lautet der Titel, ein Ausspruch, der dem vielfach vertretenen Dichterfürsten Goethe zugeschrieben wird. Er soll sich betrunken haben, weil niemand ihm zum Geburtstag gratulierte. Bis er merkte, dass er selbst sich im Datum geirrt hatte. Der ebenfalls gern zitierte Brecht soll seine Schulaufsätze mit selbst erfundenen Goethe-Zitaten verbrämt haben und kein Lehrer wagte sie zu bezweifeln. Grantler wie Shaw oder Ehrgeizlinge wie Sternheim hinterließen besonders viele solcher pfiffigen, sarkastischen oder auch satirischen Anekdoten.

Geradezu heimtückisch auch Heinrich Heine, der seiner Frau alles vermachte unter der Bedingung, dass sie wiederheiratete: "Damit wenigstens ein Mensch auf der ganzen Welt meinen Tod aufrichtig bedauert." Doch auch die Kritiker schufen Legenden, einschließlich noch lebender wie Marcel Reich-Ranicky, der dem Kollegen Joachim Kaiser bedeutete: "Was! Sie lesen die Bücher, die Sie rezensieren? – Völlig falsch, mein Lieber, das erzeugt ein Vorurteil!"

Feine und teils auch dreiste Eitelkeiten durchziehen die köstlichen Geistreicheleien und selbst Vorzeige-Autor Thomas Mann sonderte ein entsprechendes Bonmot ab, als er zu Ernst Petzoldt sagte: "Sie ähneln mir, das freut mich für Sie!" Und auch das trägt bei zu einem Lesevergnügen, das immer wieder für niveauvolles Schmunzeln sorgt.