WOLFGANG HÖRNER/JÜRGEN JONAS: "DAGEGEN!"

Das Leben könnte angeblich so schön sein, wenn's nicht so viel Grund gäbe, es elend zu finden. Da lässt es sich viel leichter leben, wenn man gründlich negativ ist, herzhaft meckert, an allem und jedem das Üble, Störende markiert, denn schließlich: "Das Unschöne geht schon mit der Geburt an." Sagte Karl Valentin, vermutlich nach einem Blick in den Spiegel.

Wem nun die Argumente nicht recht kommen mögen, der nehme "Dagegen!" In diesem Kompendium haben Wolfgang Hörner und Jürgen Jonas einen Riesenschatz des Abscheus, Widerwillens und Ekels angehäuft, der so richtig schön miesepetrig ist und dabei oft sooo sehr Recht hat. Man kann ja nicht alles im Kopf haben: "Erst durch den Kopf entstehen vorm Kopf die Bretter" (Hans Reimann). Ein gewisser Goethe tut sich da besonders hervor und nennt die Welt einen "faulen Fisch". Ach ja, Deutschsein heißt sowieso, gern zu meckern oder zu granteln. Doch die Österreicher sind fast ebenbürtig mit ihrem Schmäh, man denke an den giftigen Nestroy.

Was des Grantlers liebstes Kind ist? Ebendas zum Beispiel, noch viel mehr aber alles Weibliche, schon bei Goethe ("Ach, wenn ein Frauenzimmer schläft, da muss man schon froh sein.") und der weise Nietzsche empörte sich: "Das Weib ist noch nicht einmal flach!" Aber andersrum? "Ich verstehe nicht, wie man homosexuell sein kann. Das Normale ist doch schon unangenehm genug." Leider sagt das Buch nicht, wann und in welchem Alter Egon Friedell das äußerte. Die Anordnung der Zitate ist übrigens freizügig komponiert und zuweilen wäre ein Hauch mehr an Humor wünschenswert. Aber vielleicht ist es ja in einer anderen Welt ohnehin angenehmer? Seien wir lieber skeptisch mit Hermann Löns: "Das Jenseits wird auch nicht viel wert sein." Na, dann Prost und viel üblen Spaß bei der Lektüre!

 

# Wolfgang Hörner/Jürgen Jonas (Hrsg.): Dagegen! Der große Zitatenschatz des Abscheus, Widerwillens und Ekels; 384 Seiten; Eichborn Verlag, Frankfurt; € 19,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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