AXEL MARQUARDT: "ROSEBROCK"

"Am Tag vor seinem 43. Geburtstag kam in Hubert Rosebrock der Verdacht auf, dass er eine ausgesprochene Pfeife war." Eigentlich ist er zu gar nichts fähig, hat allerdings den einen Geniestreich seines Lebens vollbracht: Doris, die Tochter eines Kölner Privatbankiers, zu ehelichen und den Alten zu beerben. Seither ist er zum unselbständigen Trottel mutiert. Oder von Jugend her einfach nur geblieben?

Diesen Rosebrock lässt Axel Marquardt in seinem gleichnamigen Roman nun den trauten Pfad der extremen Mittelmäßigkeit auf höherem Niveau fast unbeabsichtigt verlassen. Erst sind da diese Reflektionen über allerlei Banalitäten, die momentan nicht funktionieren, weil Doris sich beide Hände verbrüht hat. Und diese Erkenntnis: "Er war sich gleichgültig." Dann kommt die unvermutete Einladung zum Klassentreffen im bergischen Gummersbach. Rosebrock fährt hin, geht aber nicht rein, sondern landet irgendwie erst im Spielcasino und dann bei Edelnutte Magda.

Man ahnt es: einmal ein ganz klein wenig aus dem jahrelang ausgetretenen Trott geraten, findet er einen naiven Gefallen daran. Außerdem fallen ihm ständig Gedichtzeilen ein, also ist er urlaubsreif. Urlaubsort ist die Souterrainwohnung in der eigenen Villa, Köln ist ihm schon exotisch genug. Schließlich hatte Ehefrau Doris betont: "Du bist nicht langweilig. Du bist seriös." Was dann jedoch einsetzt, nachdem ihm ein Hobbypsychologe bei Bier und Whisky "deviantes Verhalten" attestiert hat, entwickelt sich zu einem Abenteuerreigen der wahrlich schrägen und weniger seriösen Art.

Was so harmlos und bedächtig begonnen hat, nimmt Fahrt auf über die Freundschaft mit Möpp, dem Schrottköter, über das Karnickelschießen mit Schalldämpfer, einen getürkten serbischen Honorarkonsul bis zu kapitalverbrecherischen Fahrradtouren. Mit Daniel, dem unausgegorenen Lebenskünstler mit der kriminellen Ader, begibt sich Rosebrock ganz schön aufs Glatteis und das dermaßen aberwitzig, dass irgendwann das Zwerchfell schmerzt vor Lachen.

Da blüht der staubtrockene Humor und es glänzen die verqueren Windungen und Drehungen, dass es eine Wonne ist. Wer sich über diesen Roman nicht herzlich amüsieren kann, dürfte ein Humorproblem haben. Außerdem sei den Regisseuren des Landes diese Steilvorlage für einen garantierten Kultfilm dringend anempfohlen.

 

# Axel Marquardt: Rosebrock; 190 Seiten; Antje Kunstmann, München; € 17,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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