L. St.CLAIR ROBSON: "DIE SCHWESTER DES APACHEN"

Einmal mehr widmet sich die amerikanische Erfolgsautorin Lucia St. Clair Robson einem authentischen Thema und verbindet dabei ein großes Frauenschicksal mit dem eines ganzen Indianervolkes. "Die Schwester des Apachen" heißt das bewegende Epos und im Mittelpunkt steht Lozen, die mit besonderen Gaben zur Schamanin und schließlich sogar zur Heiligen der Apachen wird.

Der Südwesten der USA mit seinen grandiosen Landschaften erlebte im 19. Jahrhundert ein endloses Blutvergießen. War es in den ersten Jahrzehnten die Todfeindschaft mit den Mexikanern, während es mit den nach Westen drängenden US-Amerikanern sogar Friedensabkommen gab, begann spätestens 1861 ein erbarmungsloser Vernichtungskrieg gegen die Ureinwohner, nachdem Häuptling Cochise auf den Kriegspfad gegangen war. Lozen, 1837 als Schwester des ebenfalls berühmten Häuptlings Victorio geboren, hat ihre erste Erscheinung mit 13, als Stimmen sie vor mexikanischen Kopfgeldjägern warnen. Derartige Horden überfielen damals Indianerdörfer und massakrierten alles Leben. Noch oft sollte Lozen viele ihrer Leute vor nahenden Feinden retten und sie selbst zog mit auf den Kriegspfad und war eine gewiefte Pferdediebin wie auch eine Heilerin für die Verwundeten.

So mutig und listig die Apachen auch sein mochten, sie hatten keine wirkliche Chance. Immer wieder gibt es Vereinbarungen mit den Weißen, die diese jedoch ebenso häufig verraten. Und ein General wie George Carleton lässt keinen Zweifel an dem Endziel: Unterjochung oder Vernichtung, um Arizona und New Mexico freizumachen von den als kriegerisch und unberechenbar geltenden Apachen. Und die irrten sich fatal in ihrem Stolz: "Wir brauchen Carletons Erlaubnis nicht, um zu leben, wo wir schon immer gelebt haben." Dieser von Beginn an packende und höchst realistische Roman begleitet den harten und letztlich traurigen Weg des Volkes der legendären Häuptlinge vom großen Aufbegehren bis zum endgültigen Niedergang, das durch Geronimos Aufgabe im Jahre 1886 besiegelt wurde.

Das Alles ist fesselnd geschrieben, aber auch schonungslos offen hinsichtlich der Grausamkeit von allen Seiten. Die Autorin besticht mit detailgetreuen Recherchen und exzellent geschildertem Zeit- und Lokalkolorit und man sollte sich auf diese recht andere Gedankenwelt der Indianer einlassen, denn sie eröffnet eine Fülle von teils erstaunlichen, teils einfach wunderbaren Einblicken in die Sitten und Gebräuche bis hin zu Humor und Erotik der Indianer. Der Roman überzeugt zudem, weil hier keiner Seite gegenüber Verherrlichung oder Verteufelung betrieben wird, obwohl es gewiss nicht einfach war, angesichts des realen Hintergrundes schlimmster Ereignisse immer sachlich zu bleiben.

 

# Lucia St. Clair Robson: Die Schwester des Apachen (aus dem Amerikanischen von Gaby Wurster); 607 Seiten; Piper Verlag, München; € 22,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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