M.I. WRIGHT: "HE, SIE DA! KEINE FRAGEN BITTE!"

Als US-Airborne Ranger war Micah Ian Wright selbst 1989 an der fragwürdigen Invasion Panamas beteiligt. Längst zum überzeugten Regierungskritiker gewandelt, geißelt der Zeichentrickfilmer das Kriegsgebaren von Bush und seinen radikalen Strategen mit ätzender Satire. In einem atemberaubenden Parforce-Ritt gelingt ihm das, indem er Propaganda-Plakate aus dem 2. Weltkrieg für die Zeit nach dem 11. September 2001 'umgestrickt'.

"He, Sie da! Keine Fragen bitte! Oder wir inhaftieren Sie illegal in Guantanamo" lautet der etwas sperrige Titel seines Buches, das 40 recycelte Plakate und beklemmend aufschlussreiche Erklärungen dazu enthält. Besonders reizte ihn offenbar jenes obskure, nach dem 11. September ruckzuck gegründete Heimatschutz-Ministerium mit seinen 170.000 Mitarbeitern, das sich bei den Angriffen auf die Bürgerrechte besonders hervortut. Da lassen manche Plakate wahrlich frösteln, wenn es da heißt, dass Patriotismus blinden Gehorsam erfordert oder lapidar: "Redefreiheit beinhaltet nicht die Freiheit, die Regierung zu kritisieren!"

Wright entlarvt die "Krieg bringt Aufschwung"-Rhetorik und belegt die beschämende Tatsache, dass Amerika ein Land ist, "in dem sich eine weiße, reiche Elite von einer armen, minoritären Unterschicht verteidigen lässt." Fakt ist, dass 26 Prozent der Soldaten Afro-Amerikaner sind, diese aber nur 12 Prozent der US-Bevökkerung ausmachen. Böse Satire ist auch ein Plakat zur willfährigen Selbstbeschränkung der Pressefreiheit weiter Teile der Medien.

Auf den demokratischen Tiefpunkt bringt es schließlich jener harsche Spruch der Statue of Liberty: "Wer nicht für uns ist, der ist für die Terroristen!" Das hört sich nicht nur nach Nazi-Gedankengut an, da schimmern auch immer wieder erschreckend faschistoide Bildbotschaften durch. So ist es geradezu konsequent, wenn der Autor auf die Manipulierbarkeits-Theorie eines gewissen Hermann Göring hinweist, die die Bush-Regierung bedenklich offensichtlich mit den modernen Mitteln unserer Zeit umzusetzen scheint.

Natürlich ist das polemisch, doch was da bei der Lektüre fast in den Adern gefriert, sollte eben kein "Blut für Öl" werden. Wie sagte doch das Pentagon in der 'heißen Phase' des Irak-Krieges: "Es wird in Bagdad keinen sicheren Ort mehr geben." Die US-Soldaten in der besetzten Stadt wissen ein gar nicht lustiges Liedchen davon zu singen.....

 

# Micah Ian Wright: He, Sie da! Keine Fragen bitte! (aus dem Amerikanischen von Thomas Wollermann); 111 Seiten, farbig ill.; Kunstmann Verlag, München; € 12

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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