RICHARD COOK: "BLUE NOTE. DIE BIOGRAPHIE"

Als Alfred Lion und Max Margulis 1939 in New York die Plattenfirma BLUE NOTE gründeten, war dies der Beginn einer Legende. Bald stieß dann noch Frank Wolff hinzu, den Lion aus seinen Berliner Tagen kannte. Ihr schlichtes Bestreben war, "Jazz mit Feeling" aufzunehmen und unters Volk zu bringen.

Jazzkritiker Richard Cook legt nun die Chronik des berühmten Labels vor und nennt sie "BLUE NOTE. Die Biographie". Von der ersten Aufnahmesession und dem ersten kleinen Hit mit Sidney Bechet's "Summertime" über die Krise Ende der 70er Jahre bis zum aktuellen Welthit von Norah Jones wird akribisch geschildert, mit wie viel Leidenschaft und Gespür vor allem Lion und Wolff jahrzehntelang Jazz-Geschichte schrieben.

Stets hatten sie ein offenes Ohr für neue Ideen und BLUE NOTE blühte in Zeiten von Bebop und Hard Bop mit Namen wie Theolonius Monk, Horace Silver oder Art Blakey. Hatten sie zu Beginn den Abtrünnigen des Mainstream-Jazz Raum gegeben, entstand Anfang der 50er der typische Blue-Note-Stil. Sie ließen den Musikern erstmals Gelegenheit für längere Soli, die dann auf den im Jazz raren 30cm-LPs herauskamen, sie waren Pioniere auch in der stilvollen äußeren Gestaltung der Plattencover. Und sie gaben Jimmy Smith eine Chance, als der 1956 erstmals die Hammondorgel in den Mittelpunkt stellte.

767 Lexington Avenue, New York, war eine der feinsten Musik-Adressen, bis in den 60ern und 70ern der Ruhm mit der Flaute des Jazz verblasste. Nach dem Rückzug von Lion und Wolff und den letzten mäßigen Erfolgen stellte BLUE NOTE 1979 seine Aktivitäten ein. Retter waren dann Michael Cuscuna als Schatzgräber vieler unveröffentlichter Aufnahmen und schließlich Jazz-Fan Bruce Lundvall, vormals Präsident großer Labels, der für die EMI als neuer Eigentümerin von BLUE NOTE 1984 deren Wiedergeburt einläutete.

Es folgten Millionseller wie Bobby McFerrin's "Don't worry, be happy" bis aktuell Norah Jones' "Come away with me" – acht Grammies, 18 Millionen verkaufte CDs! Und dennoch belegt der Autor, dass BLUE NOTE bis heute ein vergleichsweise kompromissloses Programm bietet nach dem Firmenmotto "The Finest in Jazz since 1939". Diese Biographie ist ein Muss für jeden Jazz-Freund, zumal all die Stile, Stars und viele legendäre Sessions detailliert beschrieben werden. Einziger Minuspunkt ist das Fehlen jeglichen Bildmaterials.

 

# Richard Cook: BLUE NOTE. Die Biographie (aus dem Englischen von Andrea Stumpf und Gabriele Werbeck); 303 Seiten; Argon Verlag, Berlin; € 24,80

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

Dieses Buch bei Amazon.de bestellen.


Kennziffer: SB 148 - © Wolfgang A. Niemann - www.Buchrezensionen-Online.de