UDO LINDENBERG: "PANIKPRÄSIDENT"

Aus dem bewegten Leben einer Rock-Legende: unter dem Titel "Panikpräsident" erzählt Udo Lindenberg, unterstützt von Kai Hermann, von seiner Kindheit im westfälischen Gronau, dem frühen Traum vom Ruhm und wie er ihn verwirklichte. Ganz und gar nicht aufgesetzt sondern locker, treffsicher und kritisch selbstbewusst schreibt er über sich und bekennt abschließend: "Mein Leben als Inszenierung. So habe ich es gewollt."

Noch bevor er wunderbar trocken und mit kleinen sarkastischen Widerhaken die kleinbürgerlichen Verhältnisse seiner Jugend in der Nachkriegszeit beschreibt, klärt er die Sache mit dem Hut auf. Den trägt er nicht nur wegen Haarflucht sondern auch wegen einer Narbe, die die Messerattacke einer eifersüchtigen Brasilianerin hinterlassen hat – eine Folge seiner 'angeborenen Unfähigkeit zur Monogamie'.

Nach frühem Trommeln im Hühnerstall hat Udo bereits 1958 mit eben 12 Jahren sein erste Jazzkonzert. Und Rock & Roll auf Radio Hilversum verändert seine Welt entscheidend. Mit 16 muss er jedoch erst einmal in die Lehre als Hotelboy, jobbt aber nebenher in Jazzbands. Hochgradig amüsant dann, wie Udo Lindenberg erst in die Bundeswehr einsteigt, um sich schon bald erfolgreich wieder herauszuschauspielern. Nach vielen Banderfahrungen holt ihn schließlich 1970 Jazz-Papst Klaus Doldinger. Udo beendet sein zeitweiliges "Terrortrinken" und lernt von Doldinger auch viel fürs Business.

Zurück in Hamburg landet Udo im "Onkel Pö's", wo die Hamburger Szene entsteht. Und erste Udo-Platten ohne Erfolg. Bis er sich quasi selbst erfindet. Sein 'Rührei des Columbus' heißt: "Zeit, den Deutschen den aufrechten Straßenjargon zurückzubringen." Er schreibt deutsche Texte, übt den speziellen Udo-Gang und es entsteht das Panik-Orchester. Die erste LP "Daumen im Wind" ist ein Meilenstein der deutschen Rock-Revolution und mit "Alles klar auf der Andrea Doria" kommt 1974 der große Durchbruch. Die Shows werden Triumphe trotz seiner "dünnen Mülltonnenstimme".

Legendär dann die Zusammenarbeit mit Peter Zadek für den absoluten Höhepunkt, die grandiose "Dröhnland-Symphonie". Und ab 1979 engagiert sich Udo auch für Friedensbewegung, Grüne, Rock gegen Rechts und schließlich folgt sein langes Werben um Auftritte in der DDR. Es gibt interessante Einblicke in jene Geschichte mit dem "Sonderzug nach Pankow" und der Lederjacke für Erich Honecker. Doch der umstrittene Star bekennt sich auch zu seinen Schwächen, seien es die ständig wechselnden Liebesbeziehungen (er bestätigt auch die lange geheim gehaltene Liaison mit Nena!), seien es die Alkohol-Exzesse und der Raubbau an sich selbst.

Ebenso kokett wie selbstkritisch erklärt er zum Schluss der Autobiographie, noch längst nicht abtreten zu wollen mit nun knapp 58, denn: "Der Greis ist heiß!" Was sollte er auch sonst machen, schließlich ist er – "von Beruf: Udo Lindenberg!" Und auch wer ihn nicht verehrt, wird sein Vergnügen haben an dieser Biographie eines hochinteressanten und vielseitigen Künstlers.

 

# Udo Lindenberg (mit Kai Hermann): Panikpräsident. Die Autobiographie; 288 Seiten, div. Abb.; Random House Entertainment, München; € 21,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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