ADAM THIRLWELL: "STRATEGIE"

"In diesem Buch geht es nicht um Sex. Nein. Es geht um Integrität, Anstand und Güte." Das merkt der Leser dieses raffinierten Debütromans des jungen britischen Autors Adam Thirlwell allerdings erst nach geraumer Zeit, denn handfeste Sexszenen eröffnen die Lektüre von "Strategie" und sind auch sonst reichlich an der Zahl.

Der rote Faden der Geschichte ist die Liebe zwischen dem Theaterschauspieler Moshe und der schönen großen Nana. Da Liebe ohne Sex aber nach beider Meinung nicht funktionieren kann, bemühen sich beide ebenso intensiv wie unbeholfen. Ein wesentliches Problem dabei ist, dass die Architekturstudentin nicht sonderlich viel an Sex findet, so dass die Qualität des vielfältigen erotischen Miteinanders "weit hinter der Qualität ihrer Gefühle zurückbleibt."

Da versuchen sie es schließlich zu dritt, nachdem Nana die bisexuelle Anjali zu einer für das weitere Geschehen wichtigen 'menage à trois' überredet hat. Zu dritt wird jedoch alles noch komplizierter, denn Moshe kommt sexuell mit Anjali besser zurecht, die Beiden aber lieben beide Nana, die das alles immer schlechter verträgt. Sex also just als die Ebene der Liebe, die am schwierigsten ist? Vielleicht ist der finale Satz die Antwort: "Manchmal ist Egoismus die einzige moralische Entscheidung."

Bis dahin jedoch durchlebt der Leser einen Roman der Extra-Klasse, ein zwar auch unanständiges Buch, das aber so köstlich mit aberwitzigen Passagen von trockenem britischen Humor durchsetzt, dass der pure Sex zuweilen gar zum Slapstick wird. Und "Strategie" ist objektiv gesehen sogar ausgesprochen geschwätzig, wenn der Ich-Erzähler als kumpelhafter Berichterstatter auf hinreißende Weise Zwiesprache mit dem Leser hält.