FLORA TRISTAN: "MEINE REISE NACH PERU"

Passend zum Erscheinen von Mario Vargas Llosas "Das Paradies ist anderswo", dem grandiosen Doppelporträt der Frauenrechtlerin und Sozialistin Flora Tristan (1803-1844) und ihres Enkels Paul Gauguin, liegt in einer Neufassung jetzt auch "Meine Reise nach Peru" von Flora Tristan selbst wieder vor. Die Übersetzung dieses autobiographischen Reiseberichts beruht auf der 1838 erschienenen Orginalfassung, die seinerzeit unter dem Titel "Fahrten einer Paria" in zwei Bänden erschien.

In einem umfangreichen Vorwort würdigt Vargas Llosa, selbst Peruaner, die außergewöhnliche Frau als unbezähmbaren Charakter, beseelt von einem Mut bis zur Kühnheit. Vor allem aber reiht er die Propagandistin des Gewerkschaftsgedankens und der Gleichberechtigung von Mann und Frau ein in die Dynastie der großen Gesellschaftsutopisten, unter denen die "verwegene, romantische Vorkämpferin in der Gerechtigkeit" die einzige Frau war. Offen bewundert er sie für diese Mischung von Rebellion, Idealismus und Naivität.

Flora Tristan erzählt von ihrer fast einjährigen Reise im Jahre 1833, aber auch von der bewegten Vorgeschichte. 1803 als Tochter einer Französin und eines Vaters aus vornehmer peruanisch-spanischer Familie geboren, warf das Schicksal sie bereits als Kind aus der bürgerlichen Bahn: die Eltern waren nur kirchlich getraut und als der Vater 1807 plötzlich starb, war sie mit dem Paria-Makel "unehelich" gebrandmarkt. Einer frühen, unglücklichen Ehe entwich sie durch Flucht, um dann Aline, die Mutter des Malers Gauguin, zur Welt zu bringen.

Mindestens so abenteuerlich wie ihr Weg ins ferne Peru war auch ihre Zeit dort. Die junge Republik stand im Bürgerkrieg, zugleich beschreibt Flora Tristan aber nicht nur diese bewegende Zeit sowie Landschaft und Natur. Besonders faszinieren sie die Frauen von Lima mit ihrer gegenüber europäischen Verhältnissen weitaus freieren Stellung. Die fast neuzeitlichen Denkweisen prägen den dann folgenden Kampf Flora Tristans für Frauen- und Arbeiterrechte entscheidend.

So ist dieses alte Buch eine wertvolle Wiederentdeckung, denn es ist auf fesselnde Weise ebenso eine hervorragende Gesellschaftsstudie wie die ungewöhnliche Autobiographie einer ebensolchen Frau.

 

 

# Flora Tristan: Meine Reise nach Peru. Fahrten einer Paria (Aus dem Französischen von Friedrich Wolfzettel); 493 Seiten; Insel Taschenbuch, Frankfurt; € 15

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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