JULIANNA BAGOTT: "WIE ERSCHIEßE ICH MEINEN MANN?"

Ezra ist 16 und er erinnert sich als Ich-Erzähler mit trockenem Sarkasmus an jenen Sommer 1987, in dem alles auf einmal geschah. Er lebt in einer ziemlich typisch amerikanischen Familie in Greenville, Delaware. Er empfindet seinen Stiefvater Dilsworth Stocker, seines Zeichens katholischer Zahnarzt, als feisten aufbrausenden Kotzbrocken. Und in diesem Sommer stolpert Ezra zugleich geradezu über die schnuckelige Arzttochter Janie, die ihn dann täglich in die verwaisten elterlichen Betten holt und ebenso lässig auch wieder fallen lässt.

"Wie erschieße ich meinen Man?" heißt der neue Roman von Julianna Baggott und dem entsprechend erzählt als zweite Ich-Person Pixie, Ezras Mutter, ehemalige Miss New Jersey und dann bei der Wahl zur Miss America gescheitert. Die überdrehte und allmählich verblühende Schönheit berichtet ihrerseits von dem Frust, dass es statt zur Traumfamilie nur zur behelfsmäßigen Durchschnittsfamilie gereicht hat, die irgendwie etwas neben der Spur läuft und in der sich jeder an jedem in alltäglichen Gemeinheiten reibt. Während Ezra manch skurrile Erlebnisse ausbreitet, schildert Pixie nebenher ihre arg durchwachsene Familiengeschichte.

Wie sich hinter der bürgerlichen Fassade kleine Abgründe auftun und auch Ezras selbstgestellte Regeln über Bord gehen, das ist in spannender Dramaturgie aufgebaut. Da ist irgendwann Pixies Wut so weit angewachsen, dass sie zur Pistole greift, den verbohrten Gatten aber nur im Schlaf an der Schulter verletzt – ein Fehler. Ihn nicht richtig getroffen zu haben. Ezra findet diese kleine Familienkatastrophe ätzend: der blöde Stiefvater überlebt, Mutter muss in die Klapse und obendrein erfährt er auch noch, dass sein leiblicher Vater schwul ist.