MILES BARTON: "WILDES AMERIKA"

Als vor etwa 13.000 Jahren die ersten Menschen über das während der Eiszeit noch existierende Beringia nach Nordamerika einwanderten, sahen sie sich einer Vielzahl riesiger und überwiegend gefährlicher Tiere gegenüber. Vom eisigen Alaska bis hinunter zum subtropischen Florida bevölkerte ein Artenreichtum den Kontinent, der mit dem der afrikanischen Serengeti durchaus vergleichbar war. Wie aber konnte der Mensch nicht nur der rauen Natur trotzen sondern sich auch noch gegen diese übermächtigen Ureinwohner durchsetzen?

Das untersuchte ein Team von renommierten Wissenschaftlern im Rahmen der BBC-Fernsehserie 'Wild New World'. Kombiniert wurden dabei die Tierwelt von heute und die Rekonstruktionen jener uralten Skelette mittels moderner Computertechniken, um einen realistischen Einblick in die urzeitliche Welt zu erhalten. Dazu muss betont werden, dass diese neue Form naturhistorischer Filme keinerlei Science-Fiction-Fantastereien bietet sondern Wert auf die Seriosität fundierter Forschungstätigkeit legt. Die Ergebnisse zeigt begleitend zur Fernsehserie der hervorragend aufgemachte Textbildband "Wildes Amerika. Zeugen der Eiszeit" von Miles Barton und anderen Autoren.

Mit exzellentem Bildmaterial gibt er eine plastische Vorstellung des Gezeigten. Da beeindrucken insbesondere die Animationen der Megafauna, jener Riesentiere wie das Mastodon mit seinen bis zu 5,5 Tonnen Gewicht oder das nicht viel kleinere Wollhaarmammut. Hinzu kommt die faszinierende Vielfalt der Präriejäger vom Säbelzahntiger bis zu den Direwölfen. Manche Kreaturen erscheinen höchst seltsam wie das witzig aussehende Riesengürteltier Glyptodon oder jener Riesenvogel Teratons mit fast 5 Metern Flügelspannweite.

Die Darstellungen sind so überzeugend gelungen, dass zuweilen kaum auffällt, wo es sich um Animationen aus dem Computer und wo es sich um Fotos real existierender Tiere handelt. Zugleich besticht das Buch mit seiner Fülle gut verständlicher Ausführungen über die neuesten Forschungsergebnisse. Vieles dürfte selbst gute Kenner der Frühgeschichte der Menschheit überraschen. Zugleich fesseln die lebendigen Kapitel über den Kampf der Kreaturen, wenn da zum Beispiel mit der raffinierten Jagdwaffe Atlatl "ein Mammut zum Abendessen" erlegt wird. Fazit: eine wunderbare Zeitreise in Wort und Bild.

 

# Miles Barton: Wildes Amerika. Zeugen der Eiszeit (aus dem Englischen von Thomas Seewöster); 192 Seiten, div. Abb., Großformat; Egmont VGS, Köln; € 24,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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