KARL CHRIST: "HANNIBAL"

Einer der geheimnisvollsten unter den großen Gestalten der Antike widmet sich Karl Christ, Professor für Alte Geschichte an der Philipps-Universität Marburg, mit dem Buch "Hannibal". Der Heerzug über die Alpen und die legendäre Schlacht bei Cannae sind zwar jedem Oberschüler geläufig, über den Heerführer selbst jedoch ist so wenig bekannt, wie nur über wenige vergleichbare Kriegsherren der Frühzeit.

Auch Christ legt mit diesem exzellent recherchierten Buch keine Biographie vor, weil dazu einfach die Selbstzeugnisse Hannibals oder solche von direkten Zeitzeugen fehlen. Antike Überlieferungen gibt es nur aus römischer, also feindlicher Sicht und die sprechen weder aus objektiver noch aus persönlicher Kenntnis. Das Buch ist somit zuvorderst ein Sachbuch zum Wirken Hannibals und damit steht der 2. Punische Krieg (218-201 v.Chr.) im Mittelpunkt.

247 v.Chr. als Spross der Heerführerdynastie der Barkiden im mächtigen Karthago geboren, wurde Hannibal bereits mit 26 Jahren Oberbefehlshaber der Truppen und er erwies sich sehr bald als überlegener Feldherr von intellektueller Souveränität. Über Kindheit und Jugend ist wenig bekannt, als Heerführer dagegen sind zahlreiche Erfolge überliefert und nicht erst die Römer lernten ihn als einen Strategen und Taktiker von unerschöpflichen Kriegslisten fürchten. Hatte es nach jahrhundertelangen Römisch-Karthagischen Verträgen von 265 bis 241 den 1. Punischen Krieg gegeben, so entzündete sich der 2. Punische Krieg noch intensiver am permanent wachsenden Imperialismus Roms.

Und er sollte zumindest für über 15 Jahre ein erfolgreiches Aufbäumen dagegen sein, dank Hannibals Kriegskunst und mancherlei Versagens seitens der römischen Politik und ihrer Militärstrategen. Der Autor legt in lebendiger Weise die Großtaten Hannibals dar, seinen ebenso strapaziösen wie glorreichen Zug über die Alpen, die gegen zahlenmäßig überlegene Heere errungenen Siege und schließlich Cannae, jene 'Mutter aller Kesselschlachten' im Sommer 216, als das römische Militär trotz großer Überlegenheit eine vernichtende Katastrophe erlitt.

Auch die weitere Entwicklung bis zum Freitod Hannibals sowie der 3. Punische Krieg (149-146 v.Chr.) bis zum Untergang Karthagos werden erhellt und es entsteht ein detailliertes Bild jener schicksalhaften Verflechtung der beiden Reiche, die das spätere Römische Imperium maßgeblich beeinflusste. Hilfreich zum Verständnis sind im Übrigen die zahlreichen Skizzen und Karten.

 

# Karl Christ: Hannibal; 252 Seiten, div. Abb.; Primus Verlag, Darmstadt; € 24,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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