STING: "BROKEN MUSIC. AUTOBIOGRAPHIE"

Nach all den aufgeblasenen Selbstdarstellungen mittelmäßiger Pop-Größen der letzten Zeit ist die Autobiographie des ehemaligen Police-Sängers und Weltstars Sting ein wahrer Genuss, denn der Brite kann wirklich schreiben und er tut es eigenhändig. "Broken Music" nennt er seine Memoiren, die jedoch nicht den Lebensweg des arrivierten Solo-Stars beschreiben, sondern sich auf die Jahre bis zum einsetzenden Ruhm beschränken.

Im Oktober 1951 wurde Gordon Matthew Sumner, so Stings bürgerlicher Name, in der krisengeschüttelten nordenglischen Industrieregion um Newcastle als Sohn eines Milchmannes in bescheidenen Verhältnissen geboren. Plastisch und sehr lebensnah schildert er die wohlbehütetete Kindheit, die dann jedoch zunehmend von der Entfremdung der Eltern geprägt wurde. Er war ein lausiger Mathe-Schüler und hatte unvergessliche Begegnungen mit einem prügelnden Pfarrer. Er durchlebte die frühen Jugendjahre in den noch finsteren ‚alten‘ Zeiten Anfang der 60er Jahre als ein recht dumpfes Kapitel.

Um im Herbst 1962 erstmals elektrisiert zu werden: im Radio erklang mit "Love me do" der erste Beatles-Hit. Nach ersten musikalischen Erfahrungen im Elternhaus war nun ziemlich klar, welche Karriere er einschlagen wollte. 1966 veränderte dann ein Live-Konzert von Jimi Hendrix endgültig sein Leben. Zunächst allerdings kamen nach dem mäßigem Schulabschluss des bildungshungrigen Teenagers etliche Jobs und schließlich die Ausbildung zum Grundschullehrer. Viel wichtiger war jedoch das Gitarrespielen, dem der entscheidende Umstieg zum Bass folgte einschließlich erster Erfahrungen als Bandmitglied, während er sein Geld als Lehrer verdiente.

1973 bekommt er bei den Phoenix Jazzmen wegen eines schwarz-gelb quergestreiften Pullovers den Spitznamen "Sting", der zum Markenzeichen werden sollte. Ebenso lebendig und anschaulich wie spannend dann sein Weg mit den Bands "Earthrise" und "Last Exit" und schließlich die Begegnung mit dem Schlagzeuger Stewart Copeland, der ein Trio unter dem Namen "The Police" gründen will. Sting ist als Bassist und Sänger mit von der Partie. Vor allem aber – er schreibt auch die meisten Songs und es ist eine dank souveränem Schreibstil und viel Zeitkolorit fesselnde Geschichte bis zu jenem Police-Welthit "Roxanne" aus seiner Feder.

Sting erweist sich mit seiner nie aufgesetzt wirkenden Selbstironie und manchen starken Formulierungen als unerwartet meisterhafter Autor. Da muss man nicht einmal ein ausgesprochener Fan seiner Musik sein, um dieses Debüt als echtes Lesevergnügen zu genießen.

 

# Sting: Broken Music. Autobiographie (aus dem Englischen von Manfred Allié und Gabriele Kempf-Allié); 379 Seiten; S. Fischer Verlag, Frankfurt; € 19,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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