SIR PETER USTINOV: "ACHTUNG! VORURTEILE"

Der gegenwärtigen Renaissance der Vorurteile will Sir Peter Ustinov zuleibe rücken. Dazu gelang dem Weltbürger, UNICEF-Botschafter und Oscar-Preisträger die Einrichtung von Lehrstühlen zur Vorurteilsforschung an den Universitäten von Wien, Budapest und Durham. Unmittelbar ans große Publikum aber wendet er sich mit dem wunderbar weisen Gesprächs- und Anekdotenband "Achtung! Vorurteile", zu dem er sich mit dem Publizisten Harald Wieser und dem Literaturdozenten Jürgen Ritte zu langen Gesprächen zusammensetzte, die nun in flüssiger Form verfasst vorliegen.

Vorurteile seien verantwortlich für die Missverständnisse zwischen Menschen, Nationen und Religionen. Ustinovs Beispiele sind zwingend, wenn Parallelen von Nero bis Bush ebenso durchscheinen wie von Ausschwitz bis Pol Pot und den verderblichen Wirkungen fanatischer weltanschaulicher Beschränktheiten. "Das Vorurteil ist ein Bösewicht der Weltgeschichte", sagt das Universalgenie, und die Zahl der Konflikte und Kriege, die daraus erwuchsen, seien Legende.

Ustinov gebraucht nirgends den gehobenen Zeigefingers des weisen alten Mannes, er setzt auf Vernunft und Witz auf seiner Reise in die Bananenrepublik der Vorurteile und er ist durchaus zur Selbstironie bereit. Ohnehin lebt die Ansammlung von Geschichten und Anekdoten vom charmant hintersinnigen Humor der Darbietung. Da ist er mal amüsiert, mal nachdenklich, mal aber auch schlicht empört wie beim fadenscheinig begründeten Irak-Krieg jener Amerikaner, die es vor 30 Jahren für richtig befanden, in Chile gewaltsam den demokratisch gewählten Allende durch den Diktator Pinochet ersetzen zu lassen.