BARBARA GOWDY: "DIE ROMANTIKER"

Wirkliche Romantik findet ihre Vollendung in der Unerfüllbarkeit. Nirgends wird das so deutlich wie in jenen Sturmzeiten des Erwachsenwerdens. Wenn dann ein Mädchen wie Louise Kirk seit dem neunten Lebensjahr mit dem Vater allein lebt, weil sich die schöne aber gefühlskalte Mutter schnöde abgesetzt hat, dann wird die Suche nach Halt so groß, dass Verliebtheiten geradezu zwingend sind und allzu leicht in große, traurig endende Romanzen ausarten.

"Die Romantiker" heißt Barbara Gowdys neuer Roman, in dem sie diese Louise als Ich-Erzählerin mit fast lakonischer und zuweilen zupackender Sprache gegen das Vergessen der Jugendliebe anerzählen lässt. In Rückblenden und Erinnerungen ersteht jene ganz junge Liebe zu Abel neu, jenem Nachbarjungen, einem ziemlich entwurzelten Adoptivkind, in den sich Louise rettungslos verliebt. Ihr Unglück ist, dass Abel als intelligenter Außenseiter zu labil und selbstzerstörerisch veranlagt ist, um ihr wirklich Halt geben zu können oder zu wollen.

Natürlich spinnt sie sich spätestens dann in die ewige Liebe hinein, nachdem er sie geküsst hat, dabei bleibt er dennoch irgendwie unerreichbar und eines Tages verlässt er sie. Doch mit 17 gibt es auch die erste richtige Leidenschaft und die eine Nacht am Pool hat Folgen. Abel geht wieder, Louise aber ist schwanger. Sie treibt ab und empfindet die schmerzliche Tat als Racheakt. Und zum tragischen Moment dieser kleinen großen Vorortromanze gehört dann eben auch, dass Abel sich mit 27 in den Tod gesoffen hat.

Die Erinnerungen springen häufig hin und her und die kanadische Erfolgsautorin setzt dabei den Blick der in diesem Moment leidenden ganz jungen Frau auf, mit dem sie sowohl die hochgehenden Gefühle wie auch manch drastische Begebenheiten mit einer gewissen Distanz, vor allem aber auch mit einem leichten Staunen nachempfinden lässt. Und es ist ihr in wohltuender Weise gelungen, charmant und ohne Rührseligkeit bis zuletzt zu fesseln: romantisch ja, aber mit Stil.