KLAUS TASCHWER/BEDEDIKT FÖGER: "KONRAD LORENZ"

Er war Nobelpreisträger, Erfolgsautor und bis zuletzt ein streitbarer Geist: Konrad Lorenz (1903-1989). Zu seinem 100. Geburtstag am 7. November legen Klaus Taschwer und Benedikt Föger unter dem schlichten Titel "Konrad Lorenz" die erste umfassende und zugleich kritische Biographie vor. Von Kindheit an faszinierte ihn die Tierwelt und so studierte er zwar dem Wunsche des Vaters gemäß erst Medizin, dann aber auch Biologie und er erforschte nun das Verhalten der Tiere. Als der "Vater der Graugänse" und der Mann, der mit den Tieren sprach, sollte er berühmt werden.

Seine ungeheure Popularität verdankte der charismatische Charakterkopf vor allem seinen Auftritten in Funk und Fernsehen und seinen millionenfach verkauften Büchern. Doch der Gründungsvater der Ethologie, der Vergleichenden Verhaltensforschung, wurde auch als Darwin des 20. Jahrhunderts bekannt und die Autoren belegen aus teils erstmals ausgewerteten öffentlichen und privaten Unterlagen, dass der wortgewaltige Wissenschaftler ganz bewusst seinerzeit der NSDAP beigetreten war. Seine Evolutionstheorien gipfelten damals in der These, Rasse und Volk hätten alles und der Einzelmensch nichts zu sein.

Es ist ihm später immer wieder vorgeworfen worden, von 'Ausmerzung' und der 'Bekämpfung der Verfallserscheinungen an Volk und Menschehit' geredet zu haben. Er beteuerte jedoch, nicht mit den Greueltaten der Nazis nach solchen Thesen gerechnet zu haben, bestritt gleichwohl sein aktives Mitläufertum. Die Autoren lassen kaum Zweifel an manch völkischem Gedankengut dieses letzten Naturforschers alter Prägung, der auf Beobachtung statt komplizierte Gerätschaften setzte.

Immerhin hatte Lorenz nach dem Krieg als 'minderschwerer Fall' der Entnazifizierung keine echten Nachteile aus seinen Verstrickungen. Stattdessen begann sein Siegeszug als Verhaltensforscher, der 1973 in dem Triumph gipfelte, gemeinsam mit Karl von Frisch und Nikolaas Tinbergen den Nobelpreis in Medizin und Psychologie für seine Entdeckung der "Prägung an der Graugans" zu erhalten. Im Alter wurde der umstrittene Wertkonservative als zorniger Prophet gegen die "Acht Todsünden der Menschheit" – so einer seiner Buchtitel – sogar zur treibenden Kraft bei der Entstehung der Grünen- und –Anti-Atom-Bewegung und er landete einen erneuten Triumph, als mit seiner tatkräftigen Unterstützung das Atomkraftwerk Zwentendorf bei Wien verhindert wurde.

Diese Biographie schildert das spannende Leben eines kontrovers gebliebenen Wissenschaftlers und sie wird der Bedeutung Konrad Lorenz' als einer der Schlüsselfiguren des 20. Jahrhunderts durch ihre subtile Deutlichkeit ebenso gerecht wie durch ihre ausgewogene Sachlichkeit und gründliche Recherche.

 

# Klaus Taschwer/Benedikt Föger: Konrad Lorenz. Biographie; 341 Seiten, div. Abb.; Paul Zsolnay Verlag, Wien; € 24,90 WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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