SIMON WINCHESTER: "KRAKATAU"

Als im Jahr 1883 die zwischen Java und Sumatra gelegene Insel Krakatau explodiert, ist das die bis heute größte Explosion aller Zeiten. Zugleich gehen die Meldungen durch das neue Medium der Telegrafie per Seekabel rund um den Globus als die erste Weltkatastrophe. Was aber geschah damals und wie konnte es ein solch gigantische Inferno auslösen, das über 36000 Menschen tötete und 165 Dörfer und Städte zerstörte?

Der Erfolgsautor Simon Winchester hat das Phänomen untersucht und einen exzellenten Sachbuch-Thriller darüber geschrieben: "Krakatau. Der Tag, an dem die Welt zerbrach." Schon früher hatte es offenbar größere Ausbrüche des Vulkans gegeben, vermutlich zuletzt 1680. Diesmal aber war alles ungleich gewaltiger und die ausgelösten Tsunamis, Risenwellen bis zu 40 Meter Höhe und 100 km/ Geschwindigkeit waren am verheerendsten, sie schleuderten sogar ausgewachsene Seeschiffe kilometerweit aufs Festland.

Die Explosionen waren noch in 3000 Meilen Entfernung zu hören und die klimatischen Auswirkungen samt verwirrender Himmelserscheinungen hielten Jahre an. Der Autor, studierte Geologe, erläutert dazu auch jene Phänomene der tektonischen Kontinentalplatten, die sich aneinander reiben und dadurch Erdbeben wie Vulkanausbrüche auslösen. An jenem 27. August 1883 aber waren diese Kenntnisse noch nicht vorhanden, gleichwohl wurde Krakatau im Nu weltberühmt durch das soeben angebrochene Informationszeitalter. Winchester lässt dazu hinreißende Augenzeugenberichte einfließen.

Er schildert jedoch ebenso die Zeit des 1680er Ausbruchs und die Situation zur Zeit der holländischen Kolonialmacht in jenem Archipel. Und Winchester berichtet von seinen Recherchen vor Ort, unter anderem von Anak Krakatau, dem "Kind des Krakatau", dem 1930 an eben jenem Katastrophenort entstandenen Vulkan, der seither rapide wächst. Da wird Wissenschaft so realistisch und spannend aufgebreitet, dass verwöhnte Kenner ebenso wie ihre Freude an der Lektüre haben werden wie interessierte Laien.