THOMAS KOEBNER (Hrsg): "SCIENCE FICTION"

Science Fiction war ursprünglich das Metier der Literatur und Autoren wie Jules Verne hatten oft spektakuläre Zukunftsideen, die in jener Aufbruchzeit ins industrielle Zeitalter im 19. Jahrhundert auf größtes Interesse stießen. Utopisches aber fesselte von Beginn an auch die Filmschaffenden und so datiert der erste SF-Film "Die Reise zum Mond" bereits von 1902.

Das Reclam-Lexikon der Filmgenres erweitert nun Thomas Koebner mit dem hervorragend konzipierten Band "Science Fiction", das von diesem Film bis zu "Avalon" von 2003 jedem der 116 behandelten Streifen aufschlussreiche Essays widmet. Da finden sich bedeutsame Billigproduktionen wie die von Roger Corman mit originellen Tricks ebenso wie die millionenschweren Produktionen der spielerischen "Star Wars"- und Star Trek"-Reihen.

Die Experten unterscheiden in Hauptkategorien wie den Filmen mit Außerirdischen ("Alien"), Kunstwesen von "Frankensteins Monster" bis zum "Terminator", jenen mutierten Ausgeburten der Atom-Angst in den 50er Jahren wie "Formicula" oder Expeditionen in ferne Welten ("2001") oder schließlich jenen Zeitreisen, von denen die gleichnamige nach H.G. Wells wohl die prägendste war. Oft ist es schlicht Fantasie, was da selbst bei großen Budgets geboten wird, erstaunlich häufig aber auch sind es absolut ernst zu nehmende Werke, insbesondere die einer weiteren wesentlichen Kategorie, nämlich der der Gesellschaftsutopien.

Man denke an Klassiker wie "Metropolis", "Zardoz" oder "Pahse IV" und es wird offenbar, wie stark Philosophisches oder gar tief Moralisches in diesen Filmen verborgen ist. Ähnlich eindringlich sind dann jene von aktuellen Ängsten durchzogenen Filme wie in den 50er Jahren die Ausgeburten des Kalten Krieges wie "Die Körperfresser". Ihnen folgten in der Hochphase der atomaren Bedrohung Anfang der 80er Jahre beunruhigend aktuelle und realistische Streifen wie "War Games" und "The Day after", aber auch als Endzeitvisionen "Die Klapperschlange" oder die "Mad Max"-Reihe.

Das Kompendium ist mit seiner intelligenten Ausleuchtung und Ausgewogenheit für jeden Filmfreund ein Muss und offenbart eine für manchen vermutlich überraschende Seriosität eines oft zu Unrecht als Spinnerei belächelte Filmgenres.

 

# Thomas Koebner (Hrsg): Filmgenres – Science Fiction; 544 Seiten, div. Abb.; Philipp Reclam jun., Ditzingen; € 10,80

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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