ANDREJ KURKOW: "PINGUINE FRIEREN NICHT"

Viktor Solotarew, jener naiv-intelligente Journalist und Schriftsteller aus Kiew ist zurück und mit ihm Mischa, sein Pinguin mit dem transplantierten Herzen aus dem Welterfolg "Picknick auf dem Eis". Die weltweite Schar der Fans von Andrej Kurkow darf sich also auf eine Fortsetzung freuen und die ist mindestens so heiter, schräg, gewitzt und anrührend wie der Vorgänger.

"Pinguine frieren nicht" nennt er die neue Fabel vom beinah Schwejkschen Tagträumer, der gar kein wirklicher Held ist sondern eher ein Opportunist der melancholischen Art, dem immer wieder die abstrusesten Abenteuer passieren. Diesmal will Viktor dafür sorgen, dass Mischa heim in die Antarktis kommt, damit es wenigstens einem aus seinem Lebenskreis gut geht. Das drängt ihn, nachdem er eine erschreckende Erkenntnis machen musste: die Nekrologe, die er mit gutem Erfolg für seine Kiewer Zeitung verfasst, sind in Wahrheit Proskriptionslisten für Leute, die demnächst gemeuchelt werden sollen, weil sie anderen bei ihren Geschäften im Wege sind. Als er dann sogar seinen eigenen Namen auf der Liste entdeckt, flüchtet er ins ewige Eis einer Polarstation. Um dann mit Hilfe der Kreditkarte und Papieren eines sterbenden Bankiers nach Kiew zurückzukehren. Dort jedoch ist ihm inzwischen seine Familie quasi abhanden gekommen und auch Mischa wurde fortgeschafft.

Die Suche nach ihm ist abenteuerlich, voller Wendungen, abstruser Umwege und sie führt ihn bis ins kriegerische Tschtschenien und immer und überall durch eine Welt voller Schlawiner und Schurken bis in die höchsten Kreise. Oder eben solchen, die alles dafür tun, um in dieselben hineinzukommen. Absurditäten und manches Grausen schimmern durch, doch Viktor erlebt mit all dem ihm eigenen fatalistischen Optimismus auch Liebesglück mit unterschiedlichsten Frauen. Und natürlich trifft er auch seinen Mischa wieder, mehr aber soll hier nicht verraten werden, denn mag dies auch kein wirklicher Krimi sein, so ist es doch ein Roman von subtil fesselnder Spannung, die Kurkow mit wunderbar leichter Hand und viel abgründigem Humor ausbreitet.

 

# Andrej Kurkow: Pinguine frieren nicht (aus dem Russischen von Sabine Grebing); 537 Seiten; Diogenes Verlag, Zürich; € 22,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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