CHRISTOPHE LOVINY (Hrsg.): "KORDA SIEHT KUBA"

Das berühmte Porträt des Ernesto Che Guevara ist das meistproduzierte Foto aller Zeiten, doch wer weiß schon, wann es gemacht wurde und vor allem: von wem? Es war Alberto Diaz, genannt Korda, der große, im Mai 2001 verstorbene kubanische Fotograf. Ihm ist jetzt der von Christophe Loviny herausgegebene Textbildband "Korda sieht Kuba" gewidmet.

Dieser Korda hatte zwei Leidenschaften, nämlich die weibliche Schönheit und die Fotografie. Beides verband er so erfolgreich, dass er mit 30 bereits ein gefeierter Modefotograf war, der erste der Insel. Der Band zeigt etliche Beispiele seines Könnens, bei dem vor allem Norka im Mittelpunkt stand, sein Lieblingsmodell, seine Muse und seine Frau. 1956 jedoch bringen Fidel Castro und Che Guevara die Revolution nach Kuba und Korda wird ihr Fotograf.

Von Beginn an ist er im engsten Zirkel um den 'Maximo Lider' und ab Anfang 1959 auch für die Zeitung "Revolucion" tätig. Hier entstehen spannende Einblicke in diese anfang kleine, zerzauste Revoluzzer-Schar. Es sind wilde Tage und Korda, der Kunstlicht möglichst vermied, gelingen faszinierende Bilder, die bereits die charismatische Persönlichkeit Castros erkennen lassen. Die Bilder jener Tage bis zum triumphalen Empfang der siegreichen Revolutionäre am 2. Januar 1959 in Havanna sind Geschichte und dokumentiert von einem Mann, der zum persönlichen Fotografen Fidels wurde.

Stets durfte er ihn begleiten und er schoss atemberaubende Bilder eines Castro am Fuße des Abraham-Lincoln-Monuments in Washington oder mit Chruschtschows Familie in der Sowjetunion. Und dort entstanden sogar die einzigartigen Fotos eines fröhlich albernden Castros im Schnee. Jenes Foto des argentininischen Arztes und Castro-Mitstreiters Che Guevara aber, das zur Ikone werden sollte, entstand am 5. März 1960 anlässlich einer staatlichen Trauerfeier und war eher ein Zufallstreffer, der anfangs unbeachtet blieb. Erst nach Guevaras Ermordung in Bolivien um Oktober 1967 ging es auf seinen Triumphzug um die Welt.

Dieser hervorragend aufgemachte Bildband ist eine Art historisches Familienalbum der kubanischen Revolution und enthält unvergleichliche Stimmungsbilder quasi aus der Mitte heraus, von denen etliche bisher unveröffentlicht waren. Fotos und Texte reichen von der Zeit als Werbe- und Modefotograf bis Ende der 60er Jahre. Korda hat übrigens keinen Cent am berühmten Guevara-Foto verdient, ja, er wurde nicht einmal als Autor auf den Postern vermerkt.

 

# Christophe Loviny (Hrsg): Korda sieht Kuba (aus dem Französ. von Thomas Pampuch); 159 Seiten, 80 Fotos, Großformat; Antje Kunstmann Verlag, München; € 24,90 WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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