ELKE LINDA BUCHHOLZ: "KÜNSTLERINNEN"

Frauen in der bildenden Kunst gibt es nicht erst in den letzten Jahrzehnten, doch in früheren Zeiten hatten sie es ungleich schwerer, ernst genommen und anerkannt zu werden. In dem großen Textbildband "Künstlerinnen. Von der Renaissance bis heute" stellt die Museumspädagogin Elke Linda Buchholz 50 kreative Frauen vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart vor. Zur Einführung wird betont, dass intellektuelle und künstlerische Arbeit für Frauen im Mittelalter fast nur hinter Klostermauern möglich war.

Doch auch als im Italien des 16. Jahrhundert rund 40 Frauen als künstlerisch tätig bekannt waren und einige wie Sofonisba Anguissola und Lavinia Fontana sogar berühmt und erfolgreich wurden, galten sie als 'Wunder der Natur', denn – bei Frauen vermutete man kein schöpferisches Talent! Zwar war dann in Italien auch im 17. Jahrhundert eine Malerin wie Artemisia Gentileschi noch immer fast ein Unikum, beim Aufkommen der Stillleben-Malerei aber gehörten Frauen besonders im Niederländischen sogar zur den Vorreitern.

Hier konnte es gar geschehen, dass der Vater von Judith Leyster die Kosten für eine Malerlehre billiger fand als eine Mitgift und die junge Künstlerin bereits 1633 als Meisterin in der Gildeliste stand. Zu unvergesslicher Meisterschaft und viel Anerkennung brachte es um 1700 auch Maria Sibylla Merian, die für ihre Naturbilder sogar Fernexpeditionen unternahm. Im 18. Jahrhundert gab es dann unter den erfolgreichsten Malern ihrer Zeit mit Rosalba Carriera und der Schweizerin Angelica Kauffmann immerhin zwei, die sich ein Vermögen mit ihrer Kunst verdienten.

War Letztere um 1800 gar Gründungsmitglied der Londoner Royal Academy gewesen, folgte nun ein regelrechter Aufbruch der Künstlerinnen, trotz aller noch wogender Widerstände. Da wurde Marie Ellenrieder 1813 als erste Frau an einer deutschen Kunstakademie zugelassen und Bildhauerin Camille Claudel erwuchs zur ernsthaften Rivalin ihres Meisters Auguste Rodin. Mögen sie auch immer noch eher Ausnahmen im Kunstschaffen gewesen sein, in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erfuhren die Frauen zunehmend Wertschätzung wie in Europa Käthe Kollwitz mit Werken voller eindringlicher Botschaften oder Tamara de Lempicka als glamouröser Star, während in Amerika Avantgardistinnen wie Georgia O'Keeffe (USA) oder Frida Kahlo (Mexiko) zu Weltruhm gelangten.

Das Buch ist in Kapiteln zu den allgemeinen Strömungen der jeweiligen Ära sowie Vorstellungen der Künstlerinnen aufgeteilt. Das Bild- und Textmaterial reicht bis in die Gegenwart der Multimedia-Künstlerinnen. Das hervorragend aufgemachte Werk zeigt auf beeindruckende Weise, wie viele starke und hochinteressante Frauen es in der bildenden Kunst gab und gibt.

 

# Elke Linda Buchholz: Künstlerinnen. Von der Renaissance bis heute; 128 Seiten, 140 Abb., Großformat; Prestel Verlag, München; € 29,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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