H. SEELY (Hrsg): "ES GIBT EINE MENGE LÄNDER...."

Es wird Streit geben im Nobelpreis-Komitee, denn erstmals in der Geschichte drängt sich ein Anwärter sowohl für den Literatur- wie auch für den Friedenspreis auf und dies ohne ernsthafte Konkurrenten: Donald H. Rumsfeld. Ja, der Verteidigungsminister der USA, der längst auch als Poet den Olymp erobert hat mit einem lyrischen Werk, das seinesgleichen sucht.

Der New Yorker Journalist Hart Seely legt nun den Beweis für die schiere Genialität dieses Schaffens mit dem Sammelband "Es gibt eine Menge Länder auf der Welt. Die existentielle Poesie des Donald H. Rumsfeld" vor. Haikus, Freier Vers, Sonette, nichts ist dem alten Meister mit dem gütig verschmitzten Lächeln fremd, und stets sind es ebenso authentische wie verblüffende präzisionsgeladene Einsichten aus dem Klangraum des gesprochenen Verses.

Einzigartig sind da solch philosophische Verinnerlichungen wie diese: "Es gibt Dinge, die wir nicht wissen. Aber es gibt auch unbekanntes Unbekanntes." Oder aus dem Nährboden eines an Erfahrungen als Navy-Pilot, Manager und Politiker bereicherten Lebens kommen solch sophistischen Zeilen voll ahnender Hellsichtigkeit: "Alles, was ich Ihnen sagen kann, ist, dass es nicht passiert ist. – Es wird passieren."

Doch D.H., wie ihn Insider liebevoll nennen (nach D. H. Lawrence/"Lady Chatterley"!) bekennt sich auch zur Bescheidenheit. "Ab und zu/stehe ich hier, mache irgendwas/und denke:/Was in aller Welt mache ich hier eigentlich?/Es ist eine große Überraschung." Um dann dem wahrhaft Großen seine wunderbar elegische Referenz zu erweisen: "Eine Rose ist eine Rose/es sei denn/der Präsident sagt/was anderes."

Wenn dann manch ein Leser die ein oder andere intellektuelle Herausforderung nicht zu bewältigen vermag, so sollte er sich an genialen lyrischen Pirouetten wie dem folgenden Muster an Selbstreflektion einfach ganz ergeben freuen: "Ich weiß nicht mehr/vielleicht hab ich/hoffe ich hab/falls nicht/hätte ich sollen" (24.9.2002, Pressekonferenz in Polen). Und lassen wir den mächtigen Mann das Alles mit einer Schluss-Zentenz grönen: "Wie hört es auf?/Es hört auf/Das ist alles."

Fazit: Dieses Büchlein ist ein Juwel der Dichtkunst und deren ganze Pracht entfaltet sich durch den zweisprachigen Paralleldruck. Im Übrigen sei bezüglich der sicher zu erwartenden Preisverleihung daran erinnert, dass Alfred Nobel sein Stiftungsvermögen einst mit der Erfindung des Dynamits begründete....

 

 

# Hart Seely (Hrsg): Es gibt eine Menge Länder auf der Welt. Die existentielle Poesie des Donald H. Rumsfeld (aus dem Amerikanischen von Stefan Gärtner); 96 Seiten; Eichborn Verlag, Frankfurt; € 12,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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