BENITA EISLER: "EIN REQUIEM FÜR FREDERIC CHOPIN"

Eine Biographie über Frederic Chopin zu schreiben, ohne George Sand gebührend zu erwähnen, wäre unmöglich. Benita Eisler aber präsentiert ihre Lebensbeschreibung "Ein Requiem für Frederic Chopin" sogar konsequent als Doppelbiographie, bei der dem Musikgenie lediglich der seiner künstlerischen Bedeutung gemäße umfangreichere Platz eingeräumt wird. Und dem Titel folgend beginnt das farbige Werk mit der pompösen Beerdigung des so jung Gestorbenen im Oktober 1849, zu der wunschgemäß Mozarts "Requiem" gespielt wurde.

Geschildert wird ein gescheitertes Leben, das durch die Kunst gerettet wurde, im Mittelpunkt ein polnischer Musiker im Pariser Exil, der es bei Konzerten bis auf auf die sensationalle Gage von ungerechnet 35000 Euro brachte. Als der zierliche, kränkliche und von Depressionen und Panikattacken gequälte Künstler 1831 in Paris eintraf, hatte er sich bereits als musikalisches Genie bewiesen. Zwei Jahre später war er dank seiner hypnotischen Wirkung auf jeden, der seinem Spiel lauschte, ein absoluter Star und Liebling der Reichen.

Entscheidend für seine weitere Entwicklung aber wurde die schicksalhafte Beziehung zu der extravaganten, sinnlichen und selbstbewussten George Sand, die er bei der ersten Begegnung noch ablehnte. 1838 jedoch werden sie ein Paar, obwohl man vor der Liebe dieser emanzipierten Schriftstellerin als "der Liebe eines Vampirs" gewarnt hatte. Die erfolgreiche Literatin gibt ihm Halt und er erlebt in den von Krankheit zeitweilig freien Phasen seine größte Schaffenskraft.

Die Autorin eröffnet einen detaillierten Blick auf die Fieberkurven dieser Beziehung zwischen dem ebenso lebensuntüchtigen wie elitären Dandy und der erfahrenen, fordernden Frau. Zugleich zeichnet sie ein sensibles Bild dieses Künstlers, der zur Ikone des Romantischen wurde, obwohl er doch in Wirklichkeit und im Gegensatz zu George Sand stockkonservativ in Gesinnung und äußerem Stil war.

Das hervorragend recherchierte Werk widmet sich jedoch auch den Feinheiten seines musikalischen Schaffens sowie den von ständigen Umbrüchen geprägten gesellschaftlichen und historischen Stimmungen jener Zeit. Vieles erscheint romanhaft in dieser mit manch neuen Perspektiven aufwartenden Biographie und doch beruht alles auf Tatsachen um diese beiden Ausnahmekünstler. Wobei Chopin unbestreitbar der tragischere war, dafür aber auch das auf ewig zeitlose Genie.

 

# Benita Eisler: Ein Requiem für Frederic Chopin (aus dem Amerikanischen von Henning Thies); 320 Seiten; Karl Blessing, München; € 22

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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