BEHJAT MOAALI: "ZERREIßE DEN SCHLEIER DER OHNMACHT"

"Nein, ich möchte diesen Mann nicht heiraten!" Es gibt Länder, in denen dieser Satz tödliche Folgen nach sich ziehen kann. Wie und warum, das erzählt die iranische Rechtsanwältin und Menschenrechtlerin Behjat Moaali in dem autobiographischen Bericht einer ganz normalen Hinrichtung, die sie als Pflichtverteidigerin im Mullah-Regime des Ayatollah Chomeini nicht verhindern konnte.

"Zerreiße den Schleier der Ohnmacht" hat sie ihre absolut authentischen Schilderungen aus einer anderen, für Frauen völlig rechtlosen Welt überschrieben. Unterstützt von Manuela Runge erzählt sie ihre eigene Geschichte, die auf schicksalhafte Weise mit der einer in Ungnade gefallenen Dorfschönheit verknüpft ist, gegen deren unabwendbares Todesurteil sie ebenso verzweifelt wie erfolglos kämpft. Die beiden gleichaltrigen Frauen haben kaum etwas miteinander gemein und die parallel beschriebene Entwicklung zeigt es auf packende Weise.

Tara wird als 14-Jährige einem alten Mann verheiratet und schon da fällt es ihr schwer, den geltenden Sitten zu folgen, die den Männern alle Rechte einräumen: "Denn eure Frauen sind euch ein Acker!" Dabei hat Tara das Glück, dass ihr Mann nett ist und sie drei Kinder bekommt. Zugleich lebt die 1949 geborene Behjat vergleichsweise frei in ihrer bürgerlich-liberalen Familie und will Lehrerin werden. Zwar stößt auch sie an enge Grenzen der Rechte einer jungen Frau im Reich des Schahs, Tara aber trifft es ungleich härter, als sie früh zur Witwe wird. Während Behjat heiratet, als Lehrerin arbeitet und nebenher Jura studiert, wird Tara im Dorf zur baldigen Wiederheirat gedrängt - die junge schöne Frau gilt als eine Bedrohung anderer Ehen!

Ihre Weigerung führt zur Katastrophe und sie wird nicht nur ausgestoßen, sondern gerät auch unter Mordanklage. Hier nun kreuzen sich die Wege der beiden 'ungehorsamen' Frauen, als Behjat ihre Pflichtverteidigerin wird. Sie haben keine Chance, denn 1979 kommen die Islamisten an die Macht und für die ohnehin schmalen Rechte der Frauen bedeutet das den Rückfall ins finstere Mittelalter. Dabei gerät auch Behjat Moaali in solch gefährliche Situationen, dass ihr nur die Flucht ins Exil bleibt.

Ihr Bericht schildert nebenher vieles aus den Zeiten des Umbruchs. Er macht betroffen, wühlt auf und lässt Partei ergreifen. Nicht gegen den Islam, aber für die Menschenrechte.