MICHAEL WOOD: "AUF DEN SPUREN DER KONQUISTADOREN"

Kaum fassbar sind die Berichte über den Eroberungszug der Konqistadoren durch Lateinamerika. Ganze 70 Jahre benötigten die ebenso tollkühnen wie goldgierigen und grausamen spanischen Söldner, um große alte Kulturreiche wie die der Azteken, Inka und Maya auszulöschen.

Unter dem Titel "Auf den Spuren der Konquistadoren" schildert der britische Historiker und Journalist Michael Wood die wilden Ereignisse aus dem frühen 16. Jahrhundert anhand literarischer Quellen und eigener Anschauung vor Ort.

Das Buch beruht auf dem gleichnamigen Fernseh-Mehrteiler der BBC und offenbart neben der Faszination der Entdeckungen auch die Tragödie des Untergangs von Millionen von Menschen durch die Soldateska und die von ihnen eingeschleppten Krankheiten. Dargestellt wird das Wirken der gnadenlosen Goldsucher Hernan Cortes und Francisco Pizarro ebenso wie die Suche Orellanas nach dem märchenhaften El Dorado und die seltsame Entdeckungsreise des Cabeza de Vacas rund um den Golf von Mexiko. Cortes ist der wohl blutrünstigste der Eroberer, der 1520/21 bei der Unterwerfung Montezuma II. und der Plünderung des Aztekenreiches rund 100.000 Tote direkt hinterlässt. Es entsteht ein Charakterbild des klassischen Konquistadoren, der die haushohe technische Überlegenheit seiner kleinen Söldnertruppe raffiniert auszunutzen weiß.

Pizarro ist zwar ein anderer Typus Mensch und braucht drei Reisen, um schließlich ab 1532 das riesige Inka-Reich (Größe etwa von Spanien bis Moskau!) zu unterjochen. Sein Vorteil sind ein Thronfolgekrieg und eine Pockenseuche im Vorfeld sowie die Überheblichkeit des Herrschers Atahuallpa. Allen spanischen Eroberern kommt im Übrigen zugute, dass die hochkultivierten Ureinwohner weder Pferde noch Schusswaffen kannten. Ebenso unvorstellbar wie Leid und Elend der Unterworfenen sind aber auch die Entbehrungen, die die Spanier angesichts der endlosen Entfernungen, des harten Klimas und von Urwäldern und reißenden Flüssen durchlitten.

Während die Ureinwohner trotz geordneter Staatswesen und großartiger Kunstfertigkeiten von den ignoranten Spaniern als seelenlose Barbaren abgetan wurden, zeigen gerade auch die Berichte aus der Sicht der Betroffenen, wer hier die wirklichen Barbaren waren. Hierdurch wie auch durch die über 100 Abbildungen und Fotos entsteht ein überaus authentisches Bild jener fernen Ereignisse und das hervorragend aufgemachte und fundierte Buch wird Kenner ebenso begeistern wie interessierte Laien.

 

# Michael Wood: Auf den Spuren der Konquistadoren (aus dem Englischen von Ursula Blank-Sengmeister); 288 Seiten, div. Abb.; Reclam Verlag, Stuttgart; € 29,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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