WERNER ENKE: "ES WIRD BÖSE ENDEN"

Werner Enke, das war doch -? Genau, damals ab zweite Hälfte 60er, der deutsche Kino-Antiheld schlechthin. "Nicht fummeln, Liebling" war ein Riesenerfolg und "Zur Sache, Schätzchen" ist längst absoluter Kult. Und wer erinnert sich nicht an diese herrlich schräge Bettszene darin mit der sexy knapp bekleideten Uschi Glas: Enke als der schlaffe Haro betörte sie mit den Strichmännchen im selbst gefertigten Daumenkino.

Was aus dem Helden geworden ist? 61 ist er geworden und schon ist er zurück auf der Szene, nachdem er seit Jahren an der unteren Leistungsgrenze seines Leistungsvermögens gelebt hat. Er hat die Vergangenheit aufgearbeitet, all die Strichmännchen-Erinnerungen. Und da der bekennende Verdauungsmelancholiker nicht zur epischen Breite neigt, hat er seine Quasi-Memoiren wie das seinerzeitige Daumen-Kino aufgezeichnet. Aber sehr innovativ – mit Text!

"Es wird böse enden", das war seine tiefgründige Grundphilosophie in jenen 60er Schätzchen-Jahren und schon war der Titel für 'Enkes Sprechmännchen' gefunden. Warum überhaupt diese mordsmäßige Anstrengung, wo das letzte Jahr ohnhin "optimal schlecht" gelaufen ist? Tja, obwohl er sich noch immer am erfolgreichsten couchliegend einer ausgewogenen Risikovermeidung widmet, fehlt ihm mittlerweile die vitale Rumhängekraft von früher. Obwohl, wenn er meistens nichts Richtiges vorhat, geht er das immerhin hundertprozentig an.

Anarchisch? Müll? Zumutung? Wer's nicht versteht, hat mutmaßlich auch das Leben nicht verstanden und schon gar nicht dieses Buch verdient. Ist doch über Lebenskunst und Freundschaft und Liebe und das sonntägliche Nachlappen am Montag. Unter anderem.

 

 

 

# Werner Enke: Es wird böse enden. Enkes Strichmännchen; 289 Seiten, ill.; Verlag Antje Kunstmann, München; € 14,90 WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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