PETER KEMPER (Hrsg.): "ROCK-KLASSIKER"

Ein Klassiker ist etwas, das normativ, stilbildend und von bleibender Bedeutung ist. Das gilt uneingeschränkt auch für den "Rock Klassiker" von Reclam, die dreibändige Box zu allen wichtigen Größen von Rock- und Popmusik, die der Musikjournalist Peter Kemper jetzt herausgegeben hat. Bewusst werden Grenzen überschritten, denn die Trennlinien der Genres sind längst so durchlässig, dass Avenatgardisten wie Laurie Anderson und Frank Zappa hier ebenso wenig fehl am Platze sind wie Reggae-Ikone Bob Marley und wie könnte sonst der Bogen geschlagen werden von Jazz-Legende Miles Davis bis hin zu Kraftwerk?

Jeder der gewichtigen Namen erhält sein essayistisches Porträt ohne biographische Verknappung, dafür vermittelt jedes Kapitel tiefe Einsichten in entscheidende Ereignisse, Entwicklungen, Auswirkungen.

Natürlich sind die Essays zu den drei größten Namen auch die umfangreichsten: ohne Elvis als bahnbrechender King of Rock & Roll ist die 50-jährige Geschichte des Rock und der modernen Popmusik gar nicht denkbar. Die Beatles wiederum waren und sind die größte Musikgruppe aller Zeiten und quasi kaum erreichbar. Außer von einem, dem längst zum Weltkünstler gewordenen Bob Dylan – "the Picasso of Song" schuf mit seiner unerschöpflichen Kreativität hunderte von Perlen der Musikgeschichte und sein Einfluss auf die gesamte Szene ist nur zu erahnen.

Doch die Zahl der legendären Namen ist auch ansonsten beeindruckend von Stevie Wonder, dem blinden Mozart der Soulmusic über Phänomene wie Madonna und Michael Jackson über "Boss" Springsteen zu The Who, die mit "Tommy" die erste Rock-Oper schufen. Natürlich fehlen die Rolling Stones nicht als 'größte Rock & Roll-Band der Welt', obwohl sie einst doch nur auf Blues standen. Unvergessen sind Queen, die Könige des Glamour-Rock und der Live-Galas, denen Soundtüftler wie Pink Floyd mit all ihren Riesen-Alben nicht nachstehen.

Aber auch die einheimische Szene findet Beachtung und neben solchen Deutschrockern wie Grönemeyer, Niedecken, Westernhagen und dem einstigen Bahnbrecher Lindenberg haben die Scorpions ebenso ihre Berechtigung wie der deutsche Popmusik-Beitrag der 90er, der Techno-Sound mit Sven Väth an der Spitze. Die Autoren sind Fachleute und Fans zugleich und was sie hier vorlegen, ist nicht als Lexikon mit Anspruch auf Vollständigkeit gedacht. Das exzellent aufgemachte Kompendium ist vielmehr eine Orientierungshilfe, die erfreulicherweise bis zum Januar 2003 reicht und natürlich auch aktuelle Größen wie Oasis erfasst. Rock- und Pop-Fans aller Altersklassen werden begeistert sein, sich im Nu festlesen und manch wertvollen Tipp in den jeweiligen Discographien finden.