SEAN SMITH: "DIE SCHÖPFERIN VON HARRY POTTER"

Sie ist nach Astrid Lindgren die berühmteste und erfolgreichste Kinderbuchautorin aller Zeiten. Sie zählt inzwischen zu den reichsten Frauen Großbritanniens, erhielt die Ehrendoktorwürde ihrer alten Universität Exeter und den großen Verdienstorden ihres Landes aus der Hand von Prince Charles: J.K. Rowling. Was aber stimmt von all den Geschichten der Presse, nach denen sie als Sozialhilfe-Empfängerin an Kaffeehaustischen den ersten ihrer Harry-Potter-Romane schrieb und dann einen märchenhaften Erfolg erlebte?

Sean Smith, Journalist und Schriftsteller, hat unter dem Titel "Die Schöpferin von Harry Potter. Das Leben der J.K. Rowling" eine gut recherchierte Biographie verfasst und dazu auch zahlreiche Zeitzuegen befragt. Da stellt er schon eingangs einiges klar zur Vita der im Juli 1965 in Yates bei Bristol geborenen Joanne, die schon früh durch eine blühende Fantasie auffiel. Mit 25 schrieb sie nebenher zwei Erwachsenenromane, die aber wohl nie das Licht der Öffentlichkeit sehen werden. Zu dieser Zeit entstanden jedoch auch erste Ideen zu Harry Potter und es wundert wenig zu hören, dass die Autorin ein großer Tolkien-Fan ist.

In diesem Jahr 1990 stirbt aber auch ihre gerade 45 Jahre alte Mutter an Multipler Sklerose und die tief getroffene Joanne geht als Englisch-Lehrerin ins ferne Porto, wo eine stürmische Affäre in eine ebensolche Ehe mit dem jungen Jorge Arantes führt. Als diese bereits im Herbst 1993 kurz nach der Geburt von Tochter Jessica zerbricht, flüchtet sie nach Edinburgh, wo ihre Schwester lebt. Und tatsächlich erlebt sie hier die deprimierenden Zeiten mit Sozialhilfe, großer Armut und – dem Schreiben des ersten Harry-Potter-Buches im Café "Nicolsons". 1996 ist es Bryony Evans, Mitarbeiterin in Christopher Littles Literaturagentur, die für die entscheidende Aufnahme sorgt und Bloomsbury ist der 13. Verlag, der den Roman vorgelegt bekommt und zugreift. Trotz des grandiosen Fehlurteils: "Mit Kinderbüchern lässt sich nicht viel Geld verdienen."

Der Sensationsvertrag für die US-Rechte von 100.000 Dollar stößt dann endgültig einen Rummel an, dessen Begleitumstände bekannt sind. Wenn "J.K." heute so pressescheu ist und selbst ihre zweite Ehe heimlich anging, so liegt das an üblen Tiraden der Boulevardpresse u.a. über ihre erste Ehe. Sean Smith dagegen besticht durch angenehme Sorgfalt und Sachlichkeit und es fasziniert zu lesen, in welchem Maße eigenes Erleben und Traumwelten in die von jeher auf sieben Bände angelegte Potter-Serie eingeflossen sind. Smith zeichnet das Bild einer ungewöhnlichen Frau, die bei allem Erfolg die dunklen Zeiten nicht vergessen hat, die sie durchlebt hat.

 

 

# Sean Smith: Die Schöpferin von Harry Potter. Das Leben der J.K. Rowling (aus dem Englischen von Ulrich Hoffmann); 252 Seiten, div. Abb.; Europa Verlag, Hamburg; Sonderpreis € 9,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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