G. BRUCE KNECHT: "DER ORKAN"

Sie gilt als die härteste Segelregatte der Welt, die 627-Meilen-Regatta von Sydney nach Hobart, schlicht "The Hobart" genannt. Eine absolute Herausforderung an Segler und Boote ist sie und immer wieder gab es sturmbedingte Ausfälle dutzender Yachten. Die 98-er Hobart aber übertraf alle vorherigen und endete in einer Katastrophe mit sechs Toten, sieben Boote wurden aufgegeben und nur 43 von 115 gestarteten erreichten überhaupt den Hafen auf Tasmanien.

Als der Cruising Yacht Club von Sydney am 2. Weihnachtstag 1998 den Startschuss gab, wussten man nur, dass es stürmisch werden könnte. Erst nach dem Start offenbarten sich bei der Wetterstation jedoch Anzeichen für eine wahrhaft extreme Konstellation mit der Gefahr orkanartiger Stürme und gefährlichem Wellengang. Wetterfrosch Kenn Batt ahnte Schlimmes: "Das wird ein Massaker!" Noch aber jagten die Boote bei guten Wetterbedingungen entlang der Südost-Küste Australiens und erst der gefürchtete zweite Abschnitt des Rennens, wenn die Bass-Straße zwischen Festland und Tasmanien mit ihren widrigen Wind- und Wellentücken gekreuzt wird, stürzte die Segler in tobende Seen.

Kein Teilnehmer sah einen Grund zum Abbruch, denn niemand mochte glauben, in was sie da wirklich hineingeraten waren. Längst waren Boote zerschlagen und Männer ertrunken, als die meisten der Schock überkam: sie passierten keine Wetterfront, sie waren im Auge eines Orkans! Es folgten dramatische Stunden in angeschlagenen Yachten, Wracks und Rettungsinseln, die in der tosenden Seen tanzten. Die Rettungsdienste empfingen 16 Notsignale und einige Boote konnten nicht mehr senden...

"Der Orkan" ist der Bericht betitelt, den G. Bruce Knecht über 'Die Todesregatta von Sydney nach Hobart' – so der Untertitel – über diesen Kampf der begeisterten Segler mit den entfesselten Elementen geschrieben hat. Er stellt den Überlebenskampfes dreier Crews in den Mittelpunkt und wartet mit hervorragend recherchierten Fakten und Details bis hin zu damaligen Originalzitaten auf. Als erfahrener Segler macht er deutlich, was es heißt, wenn 13 Meter hohe Wellen selbst gestandene Seebären seekrank werden lassen.

Erhellt werden auch Unzulänglichkeiten wie die missverständlichen Sturmmeldungen. Selbst vielfache Hobart-Segler wussten kaum, dass bei einer Windgeschwindigkeit von 55 kn Böen mit 40 Prozent höherer Geschwindigkeit möglich sind. Die 98er Hobart jedoch erlebte einen Horror-Rekord von 79 kn und Böen bis zu 92 kn! Der Autor schildert die Dramatik dieser Stunden so hautnah und bildhaft, als sei er selbst dabei gewesen. Viele, die es heil überlebt haben, sind übrigens weiter mit Feuer und Flamme dabei. Für Larry Ellison, Milliardär und Sieger mit der "Sayonara" aber stand sofort fest: nie wieder! Nach dieser packenden Lektüre versteht man beide Haltungen nur zu gut.

 

# G. Bruce Knecht: Der Orkan. Die Todesregatta von Sydney nach Hobart (aus dem Englischen von Michael Benthack); 317 Seiten, div. Abb.; Rowohlt Verlag, Reinbek; € 22,90 WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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