ANDREAS PRATER: "IM SPIEGEL DER VENUS"

"Zart, leicht, streng und elegant war diese nackte Frau gemalt, nichts Billiges war da." Das sagte schon Lion Feuchtwanger über das Gemälde "Venus mit dem Spiegel" des spanischen Malers Velazquez (1599-1660), einen der schönsten Akte der Malerei überhaupt. Der Bedeutung und Geschichte dieses Frauenaktes widmet sich Andreas Prater in dem Kunstband "Im Spiegel der Venus".

Es ist wohl der aufregendste Rücken der Kunstgeschichte, den die schöne Göttin da zeigt, während ihr Sohn Amor ihr den Spiegel hält. Noch heute fasziniert dieser Akt mit seiner ungeheuren sinnlichen Präsenz und Lebendigkeit und stellt dennoch in seiner absoluten Natürlichkeit den klaren Gegensatz zur bewussten Verführungskunst der "Nackten Maja" Goyas dar. Diese Venus hütet ihr Geheimnis und enthüllt zugleich die ganze mögliche Schönheit des nackten Körpers.

Der Autor, Professor für Kunstgeschichte an der Universität Freiburg, enthält sich einer endgültigen Deutung dieses Gemäldes, beleuchtet jedoch die Vielschichtigkeit des Bildes und die fortdauernden Auswirkungen des Werks auf die Aktmalerei. Andere Akte aus verschiedenen Epochen stehen im Vergleich dazu, es wird aber auch dargelegt, welche Schwierigkeiten die spanischen Maler in jenen Zeiten der Inquisition mit der freizügigen Darstellung des weiblichen Körpers hatten, während es im gegenreformatorischen Italien eher Probleme gab, passable Modelle zu bekommen. Grundsätzlich ist allerdings davon auszugehen, dass all die verführerischen Frauenakte nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren.

Breiten Raum findet auch die Maltechnik in den Ausführungen, bei der Velazquez mit meisterhafter Leichtigkeit und Lichtfülle seiner Zeit deutlich voraus war. All dies macht den opulenten Band zu einer Kostbarkeit für jeden Kunstfreund.

 

# Andreas Prater: Im Spiegel der Venus. Velaquez oder Die Kunst, einen Akt zu malen; 128 Seiten, div. Abb., Großformat; Prestel Verlag, München; € 39,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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