FREDDY LANGER: "FOTOGRAFIE! – DAS 19. JAHRHUNDERT"

Selbst Kenner wissen kaum, dass die Fotografie bereits um 1830 erfunden wurde und schon im 19. Jahrhundert wahre Meisterwerke hervorgebracht hat. Mit dem hervorragend aufgemachten Textbildband "Fotografie! – Das 19. Jahrhundert" legt Experte Freddy Langer als Herausgeber ein Zeugnis der frühen Blüte des Fotografenhandwerks ab, über das der Amateur nur staunen kann, während der Profi begeistert sein wird.

Der Autor schildert die Entstehung der neuen Technik, als deren Erfinder die Franzosen Nicephore Niépce und Louis Daguerre sowie unabhängig von ihnen der Brite William Fox Talbot gelten dürfen. Die Sternstunde der Fotografie schlug dann 1839, als die französische Regierung Daguerre und dem Erben des früh verstorbenen Niépce das Patent abkaufte und es "der Menschheit" schenkte. Es setzte ein ungeahnt schneller Siegeszug rund um den Globus ein und Talbot kommt das Verdienst zu, mit seinem Negativverfahren außerdem für die Kopierbarkeit der neuen Kunstwerke gesorgt zu haben.

Und dass es solche bald auch in höchster Perfektion gab, belegt dieses Buch, nachdem die teils atemberaubenden Frühwerke unverdient in Vergessenheit geraten waren. Da schufen Visionäre neue Bilderwelten neben der Malerei – ohne diese zu verdrängen, wie manche Zeitgenossen befürchtet hatten. Vielmehr suchten die frühen Fotokünstler nach jener Magie, die den realen Augenblick für die Dauer festhält.

Der großformatige Band zeigt eine Fülle früher Höhepunkte der neuen Kunst und natürlich ist Erfinder Daguerre dabei mit seiner Ansicht des Pariser Boulevard de Temple von 1838. Der Fotografie ist auch verdanken, dass die Schönheit der großen Schauspielerein Sarah Bernhardt ebenso real überliefert worden ist wie die Würde berühmter Indianer-Häuptlinge wie Sitting Bull. Schon 1876 schuf Carlo Naya das faszinierende Foto der Seufzerbrücke in Venedig und neben frühen, noch recht keuschen Aktfotos von 1854 oder ersten Reihenaufnahmen von Störchen in Bewegung dürfen auch die ersten Sensationsfotos nicht fehlen, sei es aus dem Krim-Krieg, sei es jene Lokomotive, die 1895 so spektakulär durch die Wand des Bahnhofs Montparnasse gerast war.

Jedes der 'antiken' Fotos wird ebenso beschrieben wie die Arbeit und Bedeutung der Fotografen. Damit wird dieses Buch zum Standardwerk für Foto- und Kunsthistoriker und alle sonstigen Freunde der Fotografie.

 

# Freddy Langer (Hrsg.): Fotografie! – Das 19. Jahrhundert; 144 Seiten, 215 Abb., Großformat; Prestel Verlag, München; € 34,95 WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

Dieses Buch bei Amazon.de bestellen.


Kennziffer: So 128 - © Wolfgang A. Niemann - www.Buchrezensionen-Online.de