LORIOT: "SEHR VEREHRTE DAMEN UND HERREN...."

Schon zum 70. Geburtstag im Jahre 1993 schenkte uns Loriot den wunderbaren Band mit 'Bewegenden Worten zu freudigen Ereignissen, Opern, Kindern, Hunden, weißen Mäusen, Vögeln, Freunden, Prominenten und so weiter' – so seinerzeit der bescheiden aufschlussreiche Untertitel. Horch auf, Loriot-Gemeinde: nun gibt es die Neuauflage des Glanzwerkes und die ist nicht nur überarbeitet sondern auch stark ergänzt worden!

Da kredenzt der Großmeister des deutschen Humors die Gedenkrede anlässlich des 100. Geburtstages des FC Bayern München im Jahr 2000 und weiß sehr wohl mit gediegenen Geistreicheleien in Ballhöhe flach über dem Rasen zu bleiben. Um dann zum 60. Geburtstag von Landesväterchen Stoiber im September 2001 in dessen Staatskanzlei zu philosophischer Hochform aufzulaufen, schließlich war es das mittlerweile fast verschollene Romanwerk "Hänschen im Blaubeerwald", das den Knaben Edmund Rüdiger menschlich und politisch geprägt hat.

Und dann schwelgte Loriot in diesem Jahr in hehrem Dank in seiner Rede zum Bayerischen Fernsehpreis und gewann dem Medium eine neue, fundamentale Erkenntnis ab: es sei noch kein Meerschweinchen durch Fernsehen zu Schaden gekommen. Da ahnt man Schmunzelhochflüge wie bei der Rede zur Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universität Wuppertal und immer wieder laben wir uns an dieser hinreißenden Umständlichkeit und könnten fast meinen, Loriot hieße Spottdrossel....

Natürlich fehlen auch nicht die teils überraschend bösen, immer aber rabenschwarzen Abhandlungen im Opernführer, die zwerchfellkitzelnden Szenen aus seinen Kinofilmen und als zeichnerische Apercus jene genialen Knollennasenmännchen als Vignetten. Ein Fazit? Loriot sagt es selbst mit der gebotenen Tiefernstigkeit: "Ein Leben ohne Möpse ist möglich, aber sinnlos." Ebenso wie ein Leben ohne dieses Brevier. Ach? Ach was!

 

# Loriot: Sehr verehrte Damen und Herren...; 288 Seiten; Diogenes Verlag, Zürich; € 19,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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