JOHN DAVID MORLEY: "DIE TAGE DES LEGUAN"

John David Morley ist ganze 22 Jahre alt, als er einen einzigartigen Job angeboten bekommt: der junge Brite soll als Hauslehrer für den 15-jährigen Sohn von Elizabeth Taylor in Mexiko arbeiten! Man schreibt das Jahr 1970 und das Ehepaar Liz Taylor und Richard Burton residiert dort in der Villa Kimberley im malerischen Puerto Vallarta, beide auf dem Höhepunkt ihres Ruhmes.

Kaum ein Paar der Neuzeit hat je so im Lichte der Öffentlichkeit und hier besonders dem der Boulevardpresse gestanden wie diese Ikonen des Hollywood-Kinos. Und der schmale Student aus England erlebt für etliche Monate ihren Alltag aus nächster Nähe mit und es ist ein durchaus seltenes Privileg. Der Autor wartet allerdings nicht mit sensationellen Enthüllungen auf und vieles über all die Kräche, Exzesse und die leidenschaftlichen Stimmungsumschwünge ging längst durch die Presse.

Dennoch hat dieses Erinnerungsbuch unter dem Titel "Die Tage des Leguan" seinen ganz besonderen Charme, denn im Gegensatz zu all den Journalisten und den Paparazzi ist Morley ein echter Insider gewesen, der die überschäumende Weiblichkeit und die prickelnde Nähe der üppigen Schönheit genossen hat, zumal die Diva zuhause als Bekleidung einfarbige Bikinis bevorzugte und kein bisschen prüde war. Er erlebt sie als "Vollblutschauspielerin, die ihr Leben inszenierte" und eine starke Neigung zum Dramatisieren hatte.

Für den launenhaften, introvertierten Burton schließlich wurde Morley sogar zum Scrabble-Partner. Der trinkfreudige Waliser begrüßte ihn gleich am ersten Tag mit den Worten: "Wie wäre es mit einem Drink?" Der Autor berichtet von abenteuerlichen Saufgewohnheiten, doch auch Liz Taylor sei nicht eben trocken gewesen. Er wird Zeuge sowohl unbändiger Erotik wie auch schwerer Verstimmungen zwischen den beiden gleichermaßen exaltierten Stars, wobei der Film- und Bühnenschauspieler Burton zuweilen unter der viel größeren Popularität der Taylor litt, die im Gegensatz zu seinen mehrfachen Nominierungen den Oscar zweimal tatsächlich zugesprochen bekam, obwohl er doch zweifellos der größere Mime war.

Das Buch schaut bei aller Intimität nicht durchs Schlüsselloch, dennoch eröffnet es faszinierende Einblicke in das 'normale' Leben eines alles andere als normalen Künstlerehepaares. Eine Reihe privat geschossener Fotos und manch amüsante authentische Anekdoten runden das Vergnügen ab.

 

# John David Morley: Die Tage des Leguan (aus dem Englischen von Bernd Rullkötter); 233 Seiten, div. Abb.; Piper Verlag, München; € 19,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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