DIETRICH NEUMANN (Hrsg): "ARCHITEKTUR DER NACHT"

Seit den 70er Jahren und noch mehr in jüngster Zeit hat die Kunst der Lichtarchitektur eine weltweite Renaissance erlebt. Schon 1930 aber wurde der Begriff der "Architecture of the Night" in den USA geprägt und "Architektur der Nacht" heißt auch die erste zusammenfassende Geschichte der Architekturbeleuchtung in der Neuzeit, herausgegeben von Dietrich Neumann, seines Zeichens Professor für Architekturgeschichte in Providence, Rhode Island.

Mit einer Fülle faszinierender Bilder sowie Beiträgen kompetenter Fachautoren beschreibt das opulent aufgemachte Kompendium den Weg von frühen Geniestreichen noch mit Öl- und Gaslichtern zu Zeiten der ersten Weltausstellungen im späten 19. Jahrhundert über die Blütezeit vor allem beim Boom der Wolkenkratzer in den USA bis hin zu den aktuellsten Meisterwerken der Architekturillumination beim Superhotel "Burj Al-Arab" in Dubai (1999) und dem Sony-Center in Berlin (2001).

Schon um 1900 standen elektrische Beleuchtungskonzepte mit gewagten Attraktionen im Blickpunkt und die künstliche Beleuchtung wurde dank des elektrischen Lichts quasi zum neuen Baumaterial. Es waren Pioniere wie der Architekturprofessor C. Howard Walker und der Lichtgestalter Walter d'Arcy Ryan, die die Entwicklungen forcierten und während in den 20er Jahren intensive Debatten um das Für und Wider wogten, wurden die nächtlichen Illuminationen immer mehr zum beliebten und effektvollen Gestaltungselement insbesondere der Hochhausbauten.

Nach grandiosen Lichtgestaltungsfesten auf den Weltausstellungen um 1900 war es vor allem auch der Film, der neue Ideen gebar wie 1927 Fritz Langs "Metropolis" mit der Nachtansicht des Neuen Turms von Babel. Die Vielfalt der Stile, zu der bald auch noch ganze Farbsymphonien und vielerlei Spezialeffekte kamen, kannte lange kaum Grenzen und kam erst in der Kriegszeit zu einem Abebben. Die Wiederaufnahme im großem Stil setzte dann in den 70er Jahren weltweit wieder ein. Zu den Höhepunkten gehört mit den Petronas-Towers in Kuala Lumpur das höchste Gebäude der Welt, das nächstens fast märchenhaft unwirklich erstrahlt und dennoch dem alten Star von 1931, dem Empire State Building in New York kaum die Show stehlen kann.

Aber auch die Sonderstellung der Spielerhauptstadt Las Vegas wird beschrieben, wo die Illumination der ganzen City von großer Bedeutung ist, da diese Stadt nachts mehr Besucher als am Tag hat. Von schierer Reklame zu einer echten "Architektur der Nacht" wechselte Las Vegas jedoch erst in den 60er Jahren mit vielen Themenhotels und zuletzt in den 90ern mit der hochtechnisch illuminierten Freemont Experience. – Das Buch weiß neben dem reichen Bildmaterial auch mit den Beschreibungen diverser Einzelprojekte samt Baudaten zu begeistern. Hinzu kommen ausgewählte Biografien berühmter Lichtgestalter, eine umfangreiche Literaturliste und ein historisches Glossar.

 

   

 

 

# Dietrich Neumann (Hrsg): Architektur der Nacht; 240 Seiten, 307 teils farbige Abb., Großformat; Prestel Verlag, München; € 59

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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